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Wintersemester 2022/2023

Study Abroad Storyteller

Folgen Sie vier TU-Studierenden beim Abenteuer Ausland in diesem Semester in den USA, Japan und Mexiko.


Tecnológico de Monterrey, Mexico

Jonas

Mexico - Studieren im Land der Mayas und Azteken

Hi, ich bin Jonas und werde ab August ein Semester an der Tec de Monterrey in Mexiko studieren.

Schon in meiner Kindheit wollte ich immer möglichst viel über fremde Länder und Kulturen lernen. Dieses Interesse hielt an und so ging ich schon 2019 für ein Auslandssemester nach Spanien. Nach diesem Semester entwickelte ich bald die Sehnsucht wieder im Ausland zu studieren. Durch Freunde aus meiner Zeit in Spanien wurde ich dabei auf Mexiko und die Tec de Monterrey aufmerksam.

Es freut mich, dass ich die Chance bekomme, in einem Land mit so interessanter und vielfältiger Kultur und sehr fröhlichen und gastfreundlichen Menschen studieren zu dürfen. Dabei gilt die Tec de Monterrey als eine der besten Universitäten Lateinamerikas und bietet mir die Möglichkeit ein neues Studiensystem kennenzulernen. Ich freue mich auf die Einblicke in dieses Studiensystem aber insbesondere auch auf die außeruniversitären Kurse, wie mexikanische Küche oder Salsa und die Einblicke in die mexikanische Kultur. Gerne möchte ich dabei hier regelmäßig mit euch Einblicke von meinem Semester in Mexiko teilen und hoffe, dass ich meine Begeisterung für ein Semester im Ausland an euch weitergeben kann.

Folgt mir gerne auch auf Instagram.

Studiengang: Master Wirtschaftsingenieurwesen

Austauschprogramm: Bilateraler Austausch

Wer sich für ein Auslandssemester in Mexiko entscheidet, wird von Familie und Freunden wahrscheinlich mit vielen Vorurteilen überschüttet. Jeder kennt plötzlich jemanden, der einen Freund hat, von dem der Onkel des Ehemanns der Schwester schon mal in Mexiko überfallen wurde und überhaupt sind die Menschen in Mexiko total chaotisch und unzuverlässig. Eventuell versuchen einen die Leute sogar das Semester in Mexiko auszureden.

Jetzt wo sich meine Zeit hier dem Ende zuneigt, kann ich jedem nur empfehlen für ein oder zwei Semester nach Mexiko zu gehen. Sicherlich sollte man hier ein paar Sicherheitsregeln einhalten, aber wenn man diese beachtet, ist es auch nicht gefährlicher als in jeder Großstadt. Und der Aufwand lohnt sich. Die Mexikaner sind zum Großteil sehr gastfreundliche Menschen, die neugierig sind andere Kulturen kennenzulernen und auch mit Freude ihr Wissen über Mexiko teilen. Und ihre chaotische Art? Die wirkt anfangs vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig und gerade in Gruppenarbeiten kann es auch mal anstrengend sein, aber am Ende klappt immer alles und die mexikanische Spontanität sorgt für unvergessliche Abende und Ausflüge. Ich liebe mittlerweile die mexikanische Lebensart und werde sie sicherlich vermissen, genau so wie ich die vielseitige Natur und die Städte vermissen werde.

Nur noch wenige Tage bleiben mir in Mexiko, die ich mit einem Roadtrip in Yucatán verbinde, bevor es mit Zwischenstopps in Kuba und Spanien wieder nach Deutschland geht. Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: eines Tages werde ich zurück nach Mexiko kommen, um liebgewonnene Freunde und Orte zu besuchen.

Während des Día de los Muertos in Oaxaca und Aguascalientes konnten wir viele neue Eindrücke gewinnen. Gerade die vielen kleineren und größeren Parade während der Festtage haben mich begeistert, genau so wie die orangenen Blüten der Blume Cempasuchil, mit der teilweise ganze Häuserfassaden geschmückt werden.

Doch auch wieder zurück in Monterrey gibt es mehr als genug zu tun. Da es nur noch wenige Wochen bis zum Ende des Semesters sind, liegt schon ein bisschen Abschiedsstimmung in der Luft und jeder möchte noch einmal etwas mit lieb gewonnenen Freunden unternehmen, bevor sich alle wieder über die ganze Welt verteilen. Gleichzeitig gilt es noch viele neue Orte in Monterrey zu entdecken: von Parks, Wanderstrecken, Museen, Restaurants oder schönen Städten in der Nähe ist alles dabei. So war ich in den letzten Tagen mit einigen Freunden schon in einer Tropfsteinhöhle in Monterrey sowie in Cuatro Cienegas, einem Pueblo Mágico, das circa drei Stunden von Monterrey entfernt liegt. Pueblos Mágicos sind eine Marketing-Aktion Mexikos, die eine Sammlung der schönsten und traditionellsten Dörfer Mexikos darstellen sollen. In Nuevo Leon, dem Bundesstaat in dem Monterrey liegt, gibt es insgesamt drei. Dazu kommen noch weitere in benachbarten Bundesstaaten, wie zum Beispiel Cuatro Cienegas.

Doch auch in der Uni spürt man langsam, dass sich das Semester dem Ende zuneigt. So werden auch in den Fächern, die sich über alle drei Zyklen des Semesters verteilt haben, noch einmal größere Abschlussaufgaben als Hausaufgaben erteilt und für meinen Tango-Kurs nähert sich der abschließende Auftritt vor Publikum. Insgesamt gibt es also auch nach mittlerweile über drei Monaten in Mexiko noch mehr als genug zu erleben, um auch die letzten Wochen noch mit schönen Erinnerungen und Erfahrungen zu füllen.

Mittlerweile ist auch der zweite von drei Zyklen an der Tec zu Ende. In diesem Zyklus hatte ich einen „Bloque“. Dabei handelt es sich um Kurse, die mehr Credits geben als die anderen Kurse, dafür aber auch deutlich zeitaufwendiger sind. In meinem Bloque ging es um die Probleme im modernen Mexiko. Der Kurs fand insgesamt drei Mal die Woche für jeweils vier Stunden statt. Zusätzlich mussten wir in dem Kurs in Gruppenarbeit uns ein Problem Mexikos aussuchen und über dieses Problem jede Woche eine Präsentation halten sowie eine umfassende Analyse als Abschlussdokument vorbereiten. Gerade jede Woche eine Präsentation auf Spanisch halten zu müssen, war sehr stressig und zeitaufwendig.

Um so mehr habe ich mir die Tec Week verdient, in der wir Austauschstudenten wieder frei haben. Diese Woche nutze ich, um mit ein paar Freunden in Puerto Escondido am Strand zu entspannen. Anschließend geht es noch weiter nach Oaxaca und Aguascalientes, wo wir den Día de los Muertos feiern werden. Der Día de los Muertos ist einer der wichtigsten Feiertage Mexiko. Der Brauch geht noch auf die Zeit vor der spanischen Eroberung zurück und wird zur Ehre der Toten gefeiert. Dabei handelt es sich aber keineswegs um einen Trauertag, sondern eher um einen Tag, an dem die Toten geehrt und der Tod zelebriert werden. Bei dem Día de los Muertos handelt es sich eigentlich um eine Reihe von Feiertagen. So werden am 30 und 31. Oktober und am 01. November schon an Menschen ohne Familie, ungetaufte Kinder und junge Kinder gedacht, ehe am 02. November der wichtigste Tag stattfindet, an dem an alle Verstorbene gedacht wird. Die Tage werden von Paraden begleitet und abends gehen die Leute auf den Friedhof, setzen sich mit Essen und Kerzen an die Gräber und unterhalten sich mit und über die Toten. Zusätzlich bauen die Leute in ihren eigenen Wohnungen noch Altare auf.

Leider ist dieser Brauch in Monterrey beziehungsweise im gesamten nördlichen Mexiko nicht weit verbreitet, so dass wir nach Absprache mit unseren Professoren unsere Tec Week um einige Tage verlängern dürfen, damit wir dieses einzigartige Brauchtum live kennenlernen können.

Nach meiner freien Woche zwischen den ersten beiden Studienzyklen beginnt wieder der Ernst des Studentenalltags. Doch auch an der Universität gibt es viele Möglichkeiten für die Freizeit zwischen oder nach den Vorlesungen. Eine der interessantesten Möglichkeiten an der Tec de Monterrey sind die Live-Kurse. Dabei handelt es sich um zusätzliche Kurse, die keine Credits geben, aber den Studenten Möglichkeiten bieten, sich in ihrer Freizeit auf den Campus zu betätigen und neue Sachen zu lernen. Das Konzept ähnelt etwas dem Hochschulsport an der TU, hat aber zwei wichtige Unterschiede. Erstens sind die Kurse kostenlos und zweitens ist das Angebot deutlich vielseitiger. So umfassen die Live-Kurse neben Sportkursen auch Kurse, die sich mit Kochen, Zeichnen oder Musik beschäftigen.

So besuche ich beispielsweise Live-Kurse in mexikanischer Küche und in Tango. Den Unterricht in mexikanischer Küche haben wir einmal die Woche. In diesem Kurs kochen wir in Gruppen unter der Anleitung einer Köchin typische mexikanische Gerichte. Den Tango-Unterricht habe ich zweimal die Woche. Unter Anleitung eines argentinischen Tanzlehrers werden erst die Grundschritte geübt und dann eine Choreografie einstudiert. Die, die wollen, haben am Ende des Semesters einen Auftritt in einem Theater, in dem die Choreografie vorgeführt wird.

Ein weiteres Freizeitangebot an der Uni sind Sportturniere, an denen man mit seinen Kommilitonen teilnehmen kann. So spiele ich mit einigen weiteren Austauschstudenten in der uniinternen Basketballliga. Auch wenn unser Erfolg eher mäßig ist (was wahrscheinlich daran liegt, dass wir nicht wirklich trainieren), machen die Spiele Spaß.

Neben diesen Hobbymannschaften hat die Universität auch richtige Sportmannschaften, die in Ligen mit anderen Universitäten antreten. Vor allem die Football-Mannschaft der Tec ist sehr beliebt und die Spiele werden von vielen Studenten besucht. So war ich vor einigen Tagen mit einigen Freunden das erste Mal in meinem Leben bei einem Football-Spiel und konnte einen deutlichen Sieg der Tec sehen.

Daneben gibt es am Campus auch noch Studentengruppen, wie den DACH-Verband, der Ausflüge, wie beispielsweise Wanderungen, für Studenten aus deutschsprachigen Ländern organisiert, Filmabende, Vorlesungsreihen oder Themenwochen, wie zum Beispiel die Woche für mentale Gesundheit. Wenn ich alle diese Optionen im Detail beschreiben wollte, würde ich den Rahmen dieses Beitrages deutlich sprengen. Aber wer Fragen dazu hat, kann sich gerne bei mir melden

Vieles in Mexiko ist deutlich anderes als in Deutschland. Sei es der Straßenverkehr, das Zeitgefühl oder die Lautstärke in Restaurants. Das gilt auch für das Studiensystem an der Tec de Monterrey. Das als TEC21 bezeichnete System wurde die letzten Jahre nach und nach an der Uni eingeführt und steht mittlerweile auch den Austauschstudenten zur Verfügung. In diesem System ist das Semester in drei Zyklen mit jeweils fünf Wochen aufgeteilt. Die Kurse können sowohl über einen, zwei oder drei Zyklen, so dass man in jedem Zyklus einen neuen Stundenplan hat und neue Themen behandelt.

Eine weitere Besonderheit des Studiensystems ist, dass durch die Kurse neben dem eigentlichen Fachwissen auch weitere Kompetenzen wie Selbstmanagement, Kommunikation, soziale Intelligenz und die Nutzung von digitalen Tools verbessert werden sollen.  Deswegen werden in den einzelnen Kursen durchgängig Hausaufgaben aufgegeben, sowie Gruppenarbeiten und Diskussionsrunden durchgeführt. Sowohl die Hausaufgaben als auch die Gruppenarbeit gehen dabei neben der Klausur am Ende in die Note mit ein. Gerade für die Hausaufgaben habe ich ein bisschen Eingewöhnungszeit gebraucht und in der letzten Woche des ersten Zyklus, saß ich fast nur noch an den Kursen dran, da zusätzlich noch die Klausuren und finalen Bewertungen hinzukamen. Glücklicherweise war in der Zeit ohnehin das Wetter schlecht.

Zwischen den drei Zyklen gibt es jeweils eine Woche, in der die mexikanischen Studenten eine Projektphase haben. Für die meisten Austauschstudenten ist diese Phase frei. Ich hab mit einigen weiteren Austauschstudenten eine Reise nach Guadalajara und Ciudad de México geplant. In Guadalajara haben wir unter anderem die Altstadt und den Bosque Colomos besucht sowie einen Tagesausflug nach Tequila gemacht. In Ciudad de Mexico werden wir unter anderem den „Día de la Independencia“ feiern.

Selten hatte ich so viel Stress, wie die letzte Zeit vor dem Abflug nach Mexiko. Plötzliche Stundenplanänderungen oder Wohnheim-Verträge, die erst kurz vor dem Semesterbeginn ankamen, gehörten zu meinem Alltag und die Antworten auf meine Mails kamen teilweise erst nach längerer Zeit oder aber auch gar nicht.

Doch schon direkt an meinem ersten Tag in Monterrey wusste ich, dass sich der Stress gelohnt hat. So warmherzige und hilfsbereite Menschen, wie in Mexiko, habe ich noch nie gesehen. Sei es der Taxifahrer, der mir auf den Weg von dem Flughafen zum Hotel die ganze Stadt erklärt, die Professorin, die in ihrem Kultur-Kurs bei jedem Thema nachfragt, wie das denn in Deutschland ist, oder die mexikanische Kommilitonin, die mir eine Rundführung über den Campus gibt und alle Gebäude erklärt.

Gerade die Campus-Führung war hilfreich, denn der Campus ist ziemlich groß und bietet vieles zum Entdecken. Von Essensmöglichkeiten jeglicher Geschmacksrichtung, über unzählige Lernplätze drinnen und draußen hin zu einem Meditationsraum und einem Sportbereich, der unter anderem aus einem Fitnessstudio, einem Schwimmbad und Beachvolleyballfeldern besteht und für die Studenten frei nutzbar ist. Zu meinen persönlichen Highlights gehören die Pfaue und Hirsche, die auf dem Campus leben, sowie das regelmäßig stattfindende Open-Air-Kino.

Die erste Woche in Monterrey war eine Orientation Week, in der die Uni unter anderem Stundenplanworkshops, eine Campus-Rallye und ein gemeinsames Taco-Essen angeboten hat. In der gleichen Woche hat auch eine Studenten-Organisation einige Events für die Austauschstudenten angeboten, so dass ich schnell Kontakte zu Kommilitonen aus der ganzen Welt knüpfen konnte. Schon in der zweiten Woche begannen dann auch die richtigen Kurse. Anders als bei uns an der TU ist das Kurssystem hier stark verschult. Die Kursgröße liegt zwischen 20 und 30 Studenten und es gibt Hausaufgaben, die mit in die Note für das Fach einfließen. Direkt am ersten Tag habe ich schon mehrere Hausaufgaben bekommen. Da ich fast alle meine Fächer auf Spanisch belegt habe und viele der Aufgaben in Gruppenarbeit durchgeführt werden, bietet mir der Unterricht die perfekte Möglichkeit mein Spanisch aufzubessern, auch wenn es mir aktuell zwischendurch noch schwerfällt in dem Unterrichtstempo mitzuhalten. Das wird die nächsten Wochen bestimmt besser.


Loyola University, USA

Lisa

New Orleans - Auf den Spuren des Jazz

- "Dreams do come true in New Orleans" - Song: "Down In New Orleans" von Randy Newman

Hi! Ich bin Lisa und ich werde ab Mitte August für ein Semester an der Loyola University New Orleans studieren.

Dort zu studieren ist für mich ein wahr gewordener Traum, da New Orleans eine unglaublich vielfältige, bunte Stadt ist und die Loyola University tolle Kurse auf einem wunderschönen Campus anbietet.
Ich bin sehr gespannt darauf, dort die Musik- und Englischkurse zu besuchen und zusammen mit neuen Kontakten aus aller Welt die 'typische' USA-University-Erfahrung mit großen Sport Events, Marching Bands und vielem mehr machen zu dürfen. In New Orleans freue ich mich als Musikerin besonders auf die bunte Musikszene, für welche die Stadt bekannt ist. Da ich Fan der New Orleans Saints bin, hoffe ich außerdem, ein Live-Football Spiel im Superdome zu erleben.

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Studiengang: Bachelor Lehramt Englisch, Musik

Austauschprogramm: Bilateraler Austausch

Die letzten Uni Wochen waren von einer Mischung aus finalen Klausuren/Essays und Verabschiedungen geprägt. Für mich geht es noch nicht wieder nach Deutschland zurück, da ich erst mit einer internationalen Loyola-Freundin eine kurze Reise nach New York gemacht habe, und dann Weihnachten in New Orleans mit meiner Familie verbringen werde. Aber ich musste mich von Vielen aus meinem neugewonnenen internationalen Freundeskreis verabschieden, was hart war, auch wenn es teilweise schon Wiedersehens-Pläne gibt.

Ich kann noch immer nicht ganz glauben, was ich in diesem Semester alles erlebt habe. Direkt nach dem Semester habe ich die Zeit genutzt, um noch eine kurze Reise nach New York zu machen, wo mich unter anderem die Freiheitsstatue, Times Square, Ground Zero, Central Park und zwei Musicals am Broadway beeindruckt haben. Rückblickend habe ich in diesem Semester so viele tolle Orte bereisen können (Philadelphia, Washington, Baton Rouge und jetzt noch New York), wofür ich sehr dankbar bin. New Orleans hat mich mit der Kunst-/Musik-Atmosphäre, Paraden, Sümpfen, Alligatoren, French Quarter, City Park, Seafood, Beignets, Voodoo, Streetcars und vielen weiteren Facetten in den Bann gezogen. Es gibt hier eine einzigartige Lebenseinstellung, die in Zitaten wie „We don’t hide the crazy. We parade it down the street“ und „Let the good times roll” deutlich wird. Das hat definitiv auf mich abgefärbt und mich sehr bereichert. Diese bunte Lebenseinstellung spiegelt sich auch an der Loyola University wider. Ich habe mich hier sehr gut aufgehoben und als internationaler Student wertgeschätzt gefühlt. Mit Aspekten wie Kursen, die zwei- bis dreimal pro Woche stattfinden, der Vielzahl an Uni-Events, deutlich mehr Hausaufgaben, einer starken Loyola-Wolfpack-Mentalität, College Football, College Basketball und dem Leben direkt auf dem Campus war es eine ganz andere Art zu studieren, was eine spannende Erfahrung war.

Jetzt kommt mich meine Familie über Weihnachten in New Orleans besuchen, worauf ich mich sehr freue. Dann geht es Anfang Januar wieder zurück, wobei ich bestimmt ein paar Tränen verdrücken werde, wenn ich New Orleans verlasse. Ich werde mit Sicherheit irgendwann mal hierhin zurückkommen und bin unglaublich froh, all diese Erfahrungen gemacht und Freundschaften gewonnen zu haben. Laissez les bon temps rouler!

Meine letzten Wochen waren von Thanksgiving, Tagesausflügen und Loyola-Konzerten/Aufführungen geprägt. Alle Austauschstudent*Innen der Loyola wurden von einer lokalen Familie eingeladen, ein traditionelles Thanksgiving Dinner mitzuerleben, was eine tolle und vor allem auch sehr leckere Erfahrung war. Außerdem habe ich die drei unifreien Tage der Thanksgiving-Pause genutzt, um Ausflüge nach Baton Rouge und Algiers zu machen. Baton Rouge ist die Hauptstadt von Louisiana und hat mich besonders mit der Architektur des Old State Capitol beeindruckt. Um nach Algiers zu kommen, sind wir mit der Fähre vom French Quarter gefahren. So haben wir auch noch eine kurze Fahrt auf dem Mississippi genießen können. Während New Orleans eine unglaubliche belebte Stadt ist, beeindrucken Baton Rouge und Algiers mit einer etwas ruhigeren Atmosphäre.

An der Loyola stehen gerade ganz viele Konzerte und finale Aufführungen an. So gab es in den letzten Wochen paar drei Jazz Konzerte von unterschiedlichsten Gruppen, eine Tanz Performance, ein Konzert eines Afro-Cuban Ensembles und eine sehr beeindruckende Aufführung des Musicals „The Mad Ones“. Die Loyola University hat 2 Konzertsäle, 1 Theater und zusätzlich noch viele kleinere Studios, wodurch die künstlerischen Studenten hier an der Uni tolle Aufführungsmöglichkeiten haben. Auch ich werde als Teil des Loyola Symphony Orchestra zum zweiten Mal in diesem Semester auf der Bühne spielen. Loyola Performances sind oft auch per YouTube Livestream verfolgbar, sodass meine Familie sogar in Deutschland zugucken kann. Wer daran interessiert ist manche Aufführen anzugucken kann das unter diesem Link tun.

Ein weiteres Highlight: Weihnachten an der Loyola. Auf dem Campus stehen schon einige Weihnachtsbäume und vier riesige Kerzen und es gab eine Weihnachtsbaumschmuck-Bastelaktion, bei der man kostenlos Cookies bekommen hat und Ornamente zusammenbasteln durfte. Außerdem steht bald eine große Loyola Weihnachtsaktion an, bei der ein ganzer Parkplatz in ein Weihnachtswunderland verwandelt wird und man heiße Schokolade trinken, Cookies essen und Fotos mit Santa & Mrs. Claus machen kann.

An der Loyola University hat vor kurzem das „International Festival“ stattgefunden, bei dem auf einer der Wiesenflächen auf dem Campus alle engagierten Nationalitäten Stände mit lokalen Köstlichkeiten aufgebaut oder Aktivitäten durchgeführt haben. Dort habe ich zusammen mit Jodis (Loyola-Studentin, die im letzten Semester an der TU Dortmund war) und Carlotta (TU Dortmund-Studentin, die gerade auch an der Loyola studiert) Deutschland vertreten und Loyola-StudentInnen die TU Dortmund nähergebracht. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, weswegen wir mit Currywurst vielen ein Stücken Heimat entgegenbringen konnten. Bei einem an das Oktoberfest angelehnten Mug-Holding-Contest hatten alle viel Spaß und wir hoffen, dass es durch Aktionen wie diese und unsere Gespräche mit den amerikanischen Mit-StudentInnen bald ganz viele Wolfpack-Members nach Dortmund zieht. Bei diesem Festival war es auch großartig die anderen Nationalitäten zu erleben. Durch internationale StudentInnen der Loyola University aus ca. 50 Ländern kommt so ein spannender Austausch zustande.

Ein weiteres Highlight meiner letzten Wochen hier war der Besuch des NBA-Spiels der New Orleans Pelicans gegen die Dallas Mavericks im Smoothie King Center. Wir haben ein unglaublich spannendes Spiel gesehen, was die Pelicans in der letzten Minute mit 113:111 für sich entscheiden konnten. Besonders unterhaltend fand ich die Dance Kamera, die in den Pausen Zuschauer filmt und je nach Applaus-Level die besten Tänzer bestimmt.

„This is Halloween…“ In New Orleans Halloween zu erleben ist wirklich unvergleichlich. Fast jedes Haus ist wochenlang mit Halloween-Dekorationen bestückt: Spinnennetz-benetzte Zäune, Skelette in Gärten, gruselige Figuren auf den Veranden, teilweise sogar sich bewegende Dinge in Vorgärten, die einen erschrecken, wenn man vorbeiläuft. An Halloween sind die Straßen voll mit kostümierten Trick-or-Treatern und auch an der Uni gehen viele Studenten an Halloween im Kostüm zu den Kursen. Durch die Uni konnten wir kostenlos zum erschreckend realistisch gruseligen Mortuary Haunted House gehen. Außerdem haben wir über die Loyola University eine spannende Ghost-Tour im French Quarter gemacht. Wer sich für Schauergeschichten interessiert, kann zum Beispiel Geschichten von Muriel’s oder Madame LaLaurie nachlesen… Mein persönliches Halloween-Highlight war die Halloween Parade: Eineinhalb Stunden Grusel-Spektakel mit aufwendigen Wagen, Kostümen, Tanz-Choreos, Brass-Bands und ganz nach New Orleans Tradition sehr vielen Beads haben unglaublich Spaß gemacht!

Seit dem letzten Beitrag habe ich wirklich viele spannende Erlebnisse gehabt. Ein erstes tolles Ereignis: Das „Wolfstuffing“ an der Loyola. Einmal im Jahr kann man als Loyola Student ein eigenes Wolf-Stofftier ausstopfen und so ein eigenes Mini-Uni-Maskottchen machen. Das hat unglaublich Spaß gemacht! Das Event ist so beliebt, dass schon eine Stunde vor Beginn Studenten angefangen haben, vor dem Raum zu campieren, um sicher einen Wolf zu bekommen. Hier war natürlich auch das Wolf-Maskottchen der Loyola am Start, mit dem man dann Fotos machen konnte.

So langsam ging es dann auf die (wohlverdiente) Pause in der Semester-Mitte zu. An amerikanischen Universitäten ist es üblich eine sogenannte „Midterm-Break“ einzulegen, was ein um zwei Tage verlängertes Wochenende bedeutet. Zusammen mit drei anderen internationalen Studenten habe ich diese Zeit genutzt, um nach Philadelphia zu fliegen und mir dort zum Beispiel die Liberty Bell und die Independence Hall anzugucken, in der die Declaration of Independence unterschrieben wurde. Auch lokale kulinarischen Spezialitäten haben wir ausprobiert: Vom Philly Cheese Steak über Bretzel hin zu leckeren Bagels haben wir verschiedenste Leckereien genossen. Von Philadelphia aus ging es dann per Bus für einen Tages-Ausflug nach Washington DC. Dort konnten wir so viele spannende Gebäude sehen, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt: Kapitol, United States Supreme Court Building, Weißes Haus, Washington Monument, Lincoln Memorial, Thomas Jefferson Memorial und, und, und. An diesem Tag haben wir tatsächlich 18km zu Fuß zurückgelegt – aber das war es auf jeden Fall wert!

Zurück an der Uni warteten direkt die nächsten Highlights: Zunächst einmal habe ich zusammen mit anderen Studenten die spannende Buchvorstellung von „I Want Magic“ von meinem New Orleans Literatur Professor C.W. Cannon besucht. Am Wochenende habe ich auf dem Crescent City Blues & BBQ Festival gute Musik bei sehr leckerem Essen genossen. Und schließlich etwas, auf das ich mich schon sehr lange gefreut hatte: Die Swamp Tour! In der von der Uni organisierten Tour konnten wir die tolle Sumpf-Landschaft von New Orleans bewundern und einige Alligatoren sehen. Den größten Alligatoren gab es überraschenderweise im Hafen zu entdecken. Ganz schön beeindruckend Alligatoren aus solcher Nähe zu sehen!

Zwei wichtige kulturelle Aspekte von New Orleans sind die New Orleans Saints (die örtliche American Football Mannschaft) und die kulinarische Köstlichkeit Beignets. Dadurch haben sich zwei Höhepunkte für mich ergeben.

Als Saints-Fan habe ich mich schon lange darauf gefreut, ein Spiel der Saints vor Ort zu erleben. Am 18.9. war es soweit: Die Tampa Bay Buccaneers trafen im Superdome auf die New Orleans Saints – und ich war dabei. Am „Black and Gold Friday“ vor einem Spiel tragen an der Uni und in der ganzen Stadt viele Menschen Saints Merchandise, weswegen schon Tage vor dem Spiel Stimmung aufkommt.

Am Spieltag sind wir vormittags per Streetcar losgefahren. Die Masse von Saints und auch Buccaneers Fans wurde immer größer und Polizisten mussten den Verkehr regeln, damit die Menschenmassen (76000 Menschen später im Stadion) und die Autos durchkamen. Auf dem Vorplatz des Stadions war eine super Stimmung: Man konnte Fotos mit den Saints Cheerleadern machen und es hat eine tolle Brass Band auf einer großen Bühne gespielt.

Dann sind wir ganz oben bei unseren Plätzen angekommen – Höhenangst sollte man hier wirklich nicht haben... Mein Highlight war die Atmosphäre selbst, die man im Fernsehen so einfach nicht erleben kann: Am Anfang brüllt das ganze Stadion gemeinsam den „WHO DAT“ Shout, es heißt „Move dem Chains“, wenn die Saints einen neuen 1. Versuch bekommen, „MAKE NOISE!“, wenn das Stadion bei einem 3. Versuch der Bucs die 130dB Marke schafft und wenn die Bucs den 3. Versuch nicht schaffen wird das als „Fan Impact Play“ gefeiert. Auch wenn die Saints leider verloren haben – ein Teil dieser Fangemeinschaft vor Ort zu sein war wirklich ein unglaubliches Erlebnis!

Mein nächstes Highlight: Beim Beignet Festival im City Park konnte ich mich bei toller Jazz Musik durch verschiedenste Beignet Sorten durchprobieren. Dabei gab es alles von Crawfish Corn Beignets über Fried Chicken Beignets bis hin zu meinem persönlichen Favoriten, den Chocolate Praline Beignets. Insgesamt über 30 Sorten! Die Grund-Idee von Beignets ist simpel: frittierter Teig mit ganz viel Puderzucker. Diese Idee wurde von französischen Kolonisten im 18. Jahrhundert nach New Orleans gebracht und ist seitdem – verdienterweise! – fester Bestandteil der lokalen Küche.

Ich bin in New Orleans! Im Flughafen in New Orleans wurden wir direkt von einer Jazzband begrüßt, was ein toller musikalischer Start in das Auslandssemester war. Inzwischen bin ich 3 Wochen hier und kann schon sagen, dass ich wirklich wahnsinnig froh bin, diese Erfahrung machen zu können. Die Stadt und die Uni sind toll! Das erste was ich hier gemacht habe, war den Campus zu erkunden. Der sieht genauso schön aus wie auf den Fotos und bietet eine tolle Lern-Atmosphäre. Die Klimaanlagen arbeiten hier so gut in den Gebäuden, dass man glatt trotz gut 30 Grad draußen immer eine Jacke mitnehmen sollte.

In der ersten Woche hatten wir noch keine Uni und konnten die Zeit nutzen, um schonmal die Gegend zu erkunden. Es gibt zum Beispiel einen wunderschönen Park, der direkt am Campus grenzt. In der Stadt haben wir uns mehrmals das French Quarter (witzigerweise mit hauptsächlich spanischer Architektur) angesehen. Besonders toll finde ich die Jazz Clubs auf der Frenchmen Street, wo man unglaublich guten Jazz Musikern bei superleckerem lokalem Essen (Shrimps, Poboys, Austern, Crawfish …) zuhören kann. Was auch nicht fehlen durfte war ein Abstecher zum Café du Monde, das seit 1856 leckere Beignets verkauft und ein Ausflug zum Louis Armstrong Park. Es gibt noch unglaublich viel hier zu erkunden, weswegen ich sehr froh bin, ein paar Monate Zeit zu haben.

Die ersten Uni Wochen waren sehr spannend. Ich habe die Englisch-Kurse „New Orleans Literature“, „Reading Poetry“ und „Creative Writing Intro“ und die Musik-Kurse „Psychology of Teaching and Learning Music“, „Violin“ und „Jazz Voice“ belegt und ich spiele im Loyola Symphony Orchestra. Alle Kurse machen mir viel Spaß. Es ist definitiv eine Umstellung, dass man die Kurse zwei- bis dreimal pro Woche hat, aber so langsam gewöhne ich mich an diese neue Art, Uni zu haben.

Ein weiteres Highlight, das ich hier erlebt habe: Die Midsummer Mardi Gras Parade. Hier hat man hautnah die bunte, fröhliche Lebensweise von New Orleans mitbekommen – ein echtes Erlebnis!

Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Erfahrungen der nächsten Wochen!


Texas A&M University, Texas

Alessandro

Texas - Cowboys, BBQ und vorallem Studenten

Ich heiße Alessandro bin 26 Jahre alt und studiere Wirtschaftsingenieurwesen im Master an der TU Dortmund. Ein Studium in den USA bedeutet für mich mehr als nur fortgeschrittene
Englischkenntnisse und wertvolle interkulturelle Erfahrungen.

Ich erhalte die Chance auf eine vertiefende Ausbildung, lerne Herausforderungen zu lösen und erwerbe Kenntnisse in modernen Praktiken im Hinblick auf mein Ziel, in Zukunft als Produktmanager zu arbeiten. Die USA haben eine Menge zu bieten: eines der renommiertesten und besten Hochschulsysteme der Welt, vielseitige Städte und wunderschöne Naturparks, Kultur, Geschichte und eine äußerst multikulturelle Bevölkerung. Als jemand, der stolz auf seine Fähigkeit ist, über Kulturen hinweg zu kommunizieren, glaube ich, dass das Leben und Lernen in den USA für mich bereichernd sein werden. Es ist ein Privileg, in Amerika zu studieren. Gerade eine US- Universität wie die Texas A&M, die für ihre Tradition, ihre Atmosphäre und ihr einzigartiges "Aggies"-Netzwerk bekannt ist, bietet mir die bestmöglichen Voraussetzungen, um meine persönlichen Ziele zu erreichen. Es ist vielmehr die Summe an differenten Herausforderungen, die mich im Ausland erwarten und auf die ich mich freue. Von der ersten großen Reise allein, dem Leben auf einem US-College, bis hin zu den kleinen Tücken, wie dem Kochen auf Gasherden oder dem Lebensmitteleinkauf in US-Supermärkten.

Folgt mir gerne auch auf Instagram oder als DAAD-Correspondent.

Studiengang: Master Wirtschaftsingenieurwesen

Austauschprogramm: Bilateraler Austausch

Wo ist die Zeit geblieben? Gefühlt bin ich gerade erst in den USA angekommen und schon ist mein Auslandssemester beendet. Mit mehr als Erfolg! Meine Fächer habe ich mit den Bestnoten abgeschlossen und Erinnerungen erlebt, die mich für immer prägen werden. Eins kann ich jetzt schon sagen: Texas und die A&M werden immer ein Teil von mir bleiben.

Ich habe innerhalb meines Auslandssemesters mich sehr intensiv auf Texas fokussiert und die Menschen hier kennen und lieben gelernt. Die südliche Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Meine Zeit hier im Ausland beende ich allerdings außerhalb von Texas. Ich habe einen großflächigen Road-Trip geplant.

Von Houston aus ging es zusammen mit Freunden, die ich vor Ort kennengelernt habe, nach Chicago. Die Windy-City, wie Chicago auch genannt wird, macht ihrem Namen alle Ehre. Im Vergleich zu fast schon aus Texas gewohnten Temperaturen von über 20 Grad Celsius war es hier deutlich kälter und auch schneien. Nicht desto trotz handelt es sich um eine Stadt, die einen besonderen Charm hat und meiner Meinung nach definitiv jederzeit einen Besuch wert ist. Impressionen könnt ihr den Bildern bzw. meinem Tiktok entnehmen.

https://vm.tiktok.com/ZMFtCWuEU/

Von Chicago aus heißt der nächste Halt „Las Vegas“. Eine Stadt, in der alles möglich ist. Wie der Zufall es wollte, hatte Derya, die ebenfalls eine Austauschstudentin der TU Dortmund ist, dieselben Pläne wie ich und wir haben uns in Vegas getroffen. So ist quasi die TU Dortmund auch am anderen Ende der Welt repräsentiert.

https://vm.tiktok.com/ZMFtC3GbV/

Als Nächstes folgen für mich noch Boston, NYC, Philadelphia, Washington und Miami, bevor es dann endgültig Mitte Januar wieder in die Heimat geht.

Mit meinen letzten Zeilen als Storyteller möchte ich mich einmal ganz herzlich bei den Verantwortlichen bedanken, die zur Seiten der TU Dortmund mir dieses Auslandssemester ermöglicht haben. Eine Erfahrung, die ich niemals vergessen werde und jedem der das liest immer wieder empfehlen würde! DANKE!

Alessandro

Ich bin nun weit in meinem Auslandssemester fortgeschritten. Das heißt für mich, die finalen Uniprojekte stehen an. Abschlussarbeiten und Präsentation werden mehr denn je zur Tagesordnung. Im Vergleich zu meiner Anfangszeit habe ich mich problemlos zurechtgefunden und genieße auch diese Phase.

Ein Auslandssemester heißt nicht immer nur, neue Freundschaften zu schließen. Auch die Freunde aus der Heimat – wie bei mir in den letzten Wochen – können einen auf einem anderen Kontinent besuchen kommen. So sind wir am Wochenende gemeinsam nach New Orleans gefahren. Dies ist eine schöne Stadt, die viel zu bieten hat.

Doch das Highlight im November stand uns noch bevor: Thanksgiving. Ein Fest weich, als Europäer es bisher nur aus Film und Fernsehen kannte. Ich wurde für die Feiertage eingeladen und hab diese bei einer befreundeten amerikanischen Familie in Georgetown, Texas verbracht. Mehr Amerika geht nicht! Angekommen im kleinen Vorort von Austin fielen mir direkt die weihnachtlich dekorierten Häuser auf. Zu Beginn von Thanksgiving gilt es zumindest hier als Tradition das Haus von außen mit Lichterketten zu verzieren. Dekorieren zu Feiertagen wird hier großgeschrieben. Dafür ist der Ort auch bekannt.

Mein kulinarisches Highlight jedoch war das Thanksgiving Essen selbst. Vom selbst zubereiteten Truthahn als Hauptspeise bis zum Pumpkin-pie als Dessert war alles dabei, was ich mir für diese Tage nur wünschen könnte. Mit mehr als gefülltem Magen und einer schönen gemeinsamen Zeit haben wir die Feiertage mit dem Shoppingwahnsinn am Black Friday abgeschlossen.

Am Samstag ging es dann wieder zurück nach College Station und dem letzten Footballspiel dieser Saison. Es war ein absolutes Ausnahmespiel. Die Gegner waren die LSU-Tigers, die zum damaligen Zeitpunkt als einer der Titelfavoriten betrachtet worden sind. Entgegen allen Erwartungen konnten sich die Aggies durchsetzen und die Sensation war geschaffen. Ein für mich perfekter Abschluss einer Footballsaison und meinem letzten Footballspiel als Aggie-Student.

Die letzten Wochen seit meinem letzten Bericht als Storyteller waren sehr ereignisreich für mich. Traditionell für den texanischen Oktober sind wir die diesjährigen Austauschstudenten der TAMU gemeinsam zur Texas State Fair gefahren. Definiert wird dieses Ereignis als jährliche Staatsmesse in Dallas. Getreu dem Motto “Everything is bigger in Texas” empfand ich dieses Ereignis als weitaus mehr. Beschreiben würde ich diesen Ort als ein Jahrmarkt in der Größe einer ganzen Stadt. Essensstände, Achterbahnen und zum Abschluss ein texanischen Rodeo. Mehr Texas geht wirklich nicht, als an einem Rodeo dabei zu sein. 

Wieder im universitären Alltag angekommen, wurde ich gefragt, ob ich als Repräsentant der diesjährigen Austauschstudenten, eine Rede vor dem International Advisory Board halten könnte. Einfach gesagt ist das Advisory Board verantwortlich für den internationalen Studentenaustausch der TAMU und vieles mehr. Ich fühlte mich sehr geehrt und habe als Botschafter der TU Dortmund diese Gelegenheit selbstverständlich genutzt. Am finalen Tag der dreitägigen Tagung durfte ich dann meine Präsentation erfolgreich halten. Ein besonderes Highlight war in diesem Rahmen das Kennenlernen des Kanzlers der TU Dortmund Albrecht Ehlers, der ebenfalls Mitglied des International Advisory Boards der TAMU ist.

All die bereits erwähnten tollen Ereignisse durfte ich zum Glück mit meinem Besuch aus der Heimat teilen. Meine Freundin, die ebenfalls Studentin der TU Dortmund war hat mich während dieser Zeit im Auslandssemester besucht. So war es mir möglich ihr den gewissen Zauber, den die Texas A&M versprüht und für mich zu einem besonderen Ort macht zu zeigen.

Gemeinsam mit Ihr habe ich zum Abschluss einen texanischen Roadtrip gewagt. Aus Collegestation aus ging es für uns nach Houston, San Antonio, Austin, Dallas und Fort Worth. Eine Reise, die ich jedem von euch nur empfehlen kann. Der krönende Abschluss stand uns aber noch bevor: AGGIE FOOTBALL. Es war ein voller Erfolg und die Zeit gemeinsam hier in Texas hätten wir so vermutlich ohne mein Auslandssemester niemals erleben können.

Kaum zu glauben, aber die Hälfte ist offiziell rum! Für uns Studenten an der Texas A&M heißt das: Midterms. Hausarbeiten, Assignments und Testate stehen in zahlreicher Ausführung an. Zeitmanagement ist hierbei das aller wichtigste. Als erfahrener TU Dortmund Student stellen hierbei die einzelnen Prüfungen fachlich weniger ein Problem dar.  Die Summe innerhalb des Semesters macht den Unterschied.

Am Ende der ganzen Midterms stand zum ersten Mal überhaupt für die Aggie Studenten die „Fall break“ an. Hierbei handelt es sich um ein verlängertes freies Oktober Wochenende. Gemeinsam mit meinen Freunden habe ich daher die Zeit in Denver verbracht. Im Vorfeld war mir nicht viel über Denver bekannt bis auf die Berge und das Basketballteam.

Im Gegensatz zu Texas ist es im US-Staat Colorado wesentlich kälter. Denver liegt nah an den Rocky Mountains, welche sich bestmöglich zum Wandern eignen. Die dort dargebotene Natur habe ich versucht bestmöglich auf den Bildern festzuhalten. So passiert es, dass man gerne auch fast 16km pro Tag problemlos wandert.

Neben der Natur haben wir auch viel Zeit in der Stadt Denver selbst verbracht. Cowboyhüte und Stiefel waren hier weniger Kult. Es handelt sich um eine so liberale und vielfältige Stadt, wie ich so noch nicht kennen lernen durfte. An jeder Ecke wartet etwas Neues auf einen. Ganz auffällig sind hierbei die zahlreichen Streetarts, die hier als bedeutsame Kunst gelten und die Stadt verschönern. Ich kann jedem der das liest, nur eine Empfehlung für diese Stadt aussprechen.

Am Ende meiner Fallbreak ging es für uns zurück an die Universität. Ich freue mich mit neuer Energie die zweite Hälfte meines Auslandssemesters zu bestreiten. Ein weiteres Highlight der besonderen Art erwartet mich auch schon innerhalb der nächsten Woche. Meine Freundin kommt mich in Texas besuchen. Ebenfalls eine ehemalige TU Dortmund Studentin. Ich bin gespannt euch vom zweiten Teil meines Semesters hier in den USA zu berichten.

Wäre ich auf der Suche nach dem besonderen Ort in meinem Auslandssemester, hätte ich diesen schon gefunden. Es ist die Universität selbst. Ästhetisch gesehen, ist der Campus der TAMU wunderschön. Das älteste Gebäude (Administration Building) der Universität steht seit der Gründung im Jahre 1876 auf dem Campus. Was aber für mich diese Universität einmalig macht, ist die sogenannte Aggie-Kultur mit den dazugehörigen Traditionen.

Unter einem Aggie versteht man die aktuellen sowie die ehemaligen Studenten der Texas A&M. Symbolisch verbunden werden alle erfolgreichen Vollzeitstudenten der Texas A&M nach Abschluss ihres Studiums mit dem sogenannten Aggie-Ring. Es handelt sich um einen unverkennbaren goldenen Ring, der mit Stolz über Studentengenerationen hinweg getragen wird. Der Ring symbolisiert ein einmaliges Netzwerk, welches ich bislang nirgendwo anders mitbekommen habe. Aggies unterstützen und helfen einander. Hierfür wurde auch der sogenannte Aggie Code of Honor verschriftlicht, den ich immer wieder im Alltag miterlebe.

Das Herzstück der Traditionen liegt im College Football. Immer im Fall-Semester beginnt eine neue Footballsaison. Jeden Freitag vor einem Heimspiel der TAMU gibt es den sogenannten Mid-Night-Yell. Hier werden wir Fans von den Yell-Leadern auf das Spiel am nächsten Tag enthusiastisch eingestimmt. Die Studenten der TAMU wählen jedes Jahr ihre Yell-Leader, deren Aufgabe es ist, bei Heimspielen die Beirufe der Fans mit besonderen Handzeichen zu koordinieren. Cheerleader besitzt die TAMU nämlich nicht. Natürlich liegt auch das in der Tradition begründet.

Ist es dann endlich Samstag herrscht der absolute Ausnahmezustand hier in Collegestation. Der Tag sieht für jeden Aggie vor Ort gleich aus. Es zeigt sich eine gesamte Stadt, in der sich eine gesamte US-Stadt in den Farben der Universität anzieht und vor dem Kyle Field-Stadion trifft. Ins Stadion selbst passen in etwa 103.000 Menschen, die für die einmalige Stimmung sorgen.  Vor und nach den jeweiligen Spielen findet der sogenannte „Tailgate“ statt. Hierbei wird vor dem Stadion gegrillt und alle Fans kommen so zusammen und repräsentieren eine große Einheit, die hinter ihrer Universität der Texas A&M steht. Kurz gesagt bin ich wirklich mehr als dankbar für diese Erfahrung und die Möglichkeit ein Teil dieses ganz besonderen Ortes zu sein.

Studieren in den USA war schon immer ein Traum von mir, der nun endlich in Erfüllung geht. Nach langer Anreise habe ich es dann endlich geschafft und bin in Houston gelandet. Schnell spürte ich die warmen Temperaturen für die Texas bekannt ist. Tagsüber sind es oft bis zu 36 Grad mit dauerhaften Sonnenschein. Ordentlich Sonnenschutz auftragen gehört hier zu der Tagesordnung.

Ich wurde netterweise am Flughafen direkt abgeholt und ins in etwa zwei Stunden entfernte College Station gebracht. Ein Highlight auf dem Weg zur Texas A&M (TAMU) war mein erster Besuch in einem „Buc-ees“. Hierbei handelt es sich um eine Tankstellenkette, wie ich sie in dieser Form nie gesehen habe. In der Größenordnung eines fast schon kleinen Stadions gibt es hier von Klamotten, bis Lebensmittel und viele weitere Dinge alles zu kaufen. Tanken wird hier definitiv zur Nebensache.

An der TAMU wurde ich in meiner ersten Woche in einem Studentenwohnheim untergebracht. Das Zimmer sollte ich mir ursprünglich ganz klassisch für ein US-College mit einem Mitbewohner teilen. Allerdings befand sich im Zimmer ein verlegter Teppich, der starke Allergiereaktionen bei mir verursachte. Gemeinsam mit meiner Ansprechpartnerin vom International Office der TAMU habe ich mich um ein neues Apartment auf dem Campus beworben und dieses dann auch bekommen, wodurch ich final in ein neues Apartment gezogen bin. Ich bin sehr dankbar für diese Art der Unterstützung. Ich lebe in einem Apartment zusammen mit einem Austauschstudenten aus Großbritannien.

Meine Orientation Week war vollgepackt und begann direkt mit einer ausgiebigen Campusführung. Die TAMU hat einen wunderschönen Campus, den ich in einem späteren Bericht euch näher bringen will. Es handelt sich um eine Universität die voller Traditionen steckt und diese auf dem Campus verewigt hat. Ähnlich wie an der TU Dortmund wurden uns unsere Buddys vorgestellt und gemeinsam haben wir dann Aktivitäten wie zum Beispiel meinen ersten Besuch in einem riesigen Wallmart unternommen. Ohne ein Auto oder ein Fahrrad kommt man hier in Texas leicht auf eine immens hohe Schrittanzahl am Tag. Am Ende dieser Woche stand dann mein finaler Studentenplan.

In der ersten offizielle Unterrichtswoche ging es direkt los und die ersten Assignments warten auf mich. Hierbei handelt es sich um Abgaben, die relevant für meine spätere Noten sind.

Toyo University, Japan

Dagny

Goldene Risse in 東京

Hi, ich bin Dagny. Wenn aller guten Dinge drei sind, nehme ich euch nächstes Semester endlich mit an die Toyo University in Japan. Bei meinem ersten Besuch überwältigte mich Japan mit seiner Vielfalt – vor allem Tokyo (東京) ist eine Welt für sich. Japan ist traditionell und hypermodern, hektisch und meditativ, eine Kultur, die durch ihre Widersprüche fasziniert.

Als Studentin der Kulturwissenschaften möchte ich möglichst viele Seiten Japans kennenlernen.  Meine Vorstellung wird bestimmt Risse bekommen. Ich möchte offen dafür sein, was das Leben in einer fremden Kultur mit mir macht. Vielleicht sehen die Dinge am Ende meines Aufenthalts ganz anders aus. So wie gebrochene Gefäße, die mit Goldlack repariert wurden. An dem Prozess des Füllens möchte ich euch gerne teilhaben lassen.  Lasst uns die japanische Kultur in ihrer Vielfalt kennenlernen!

Folgt mir gerne auch auf Instagram.

Studiengang: Bachelor Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften

Austauschprogramm: ISEP-Direct

Die Beantwortung der Frage „Was ist in Japan anders?“ fällt mir mittlerweile schwerer. Die Verbeugungen, das Hochheben kleiner Schalen beim Essen, mein Handy auf einen Tisch im Café zu legen, um den Platz zu reservieren oder das verbale Rückmelden von Aufmerksamkeit während eines Gesprächs (aizuchi) sind hier mein Alltag. Einige neue Gewohnheiten werde ich sicher mit nach Deutschland bringen.

Dabei gebe ich mich nicht der Illusion hin, „das echte Japan“ kennengelernt zu haben. Als internationale Studentin erhalte ich Zutritt zu einer exklusiven Bubble. Studium und Wohnheim sorgen für eine Vorselektion der Kontakte, die die Auslandserfahrung weiter internationalisieren. In diesem Semester habe ich viel über andere Kulturen und meine eigene gelernt. In manchen Unterrichtsdiskussionen irritierte mich das absolute Systemvertrauen der japanischen Studierenden. Dann rief ich mir in Erinnerung, dass meine individualistisch sozialisierte Perspektive nicht immer richtig sein muss. Als gesellschaftsorientierte Kultur gibt es in Japan weniger geschriebene Regeln, sondern eine Orientierung daran, wie sich andere verhalten. Viele soziale Regeln sind implizit und hierarchisch geprägt.

Für Japaner*innen ist nichts für die Ewigkeit geschaffen. Geprägt von Naturkatastrophen, ist Vergänglichkeit Teil der Lebensphilosophie. Wortwörtlich erschütterte mich mein erstes Erdbeben. Das Vertrauen, immer festen Boden unter den Füßen zu haben, ist Ausdruck einer ganz anderen Einstellung zur Umgebung. Mittlerweile betrachte ich die Dinge wieder so aufmerksam wie am Anfang meines Aufenthalts. Zwischen die vielen kleinen Einblicke in die Kultur mischen sich viele kleine Abschiede. Ich werde meine neuen Freund*innen vermissen, den Klang der Sprache um mich herum, das Essen, die Freundlichkeit, Tokyo und so viel mehr.

In meinem Vorstellungstext beschrieb ich Japan als ein Land der Widersprüche. Dieses Bild erhalten viele, die Japan besuchen. Vielleicht ist es das westliche Denken, das uns zu diesen binären Oppositionen bringt. Aus anderer Perspektive lösen sich manche Widersprüche auf. In Japan koexistieren Religionen. Shintoistische Schreine stehen neben buddhistischen Tempeln, viele Japaner*innen leben mit beiden Religionen. Hypermodernität war einer der ersten Risse in meiner Japanvorstellung. Mittlerweile verwundert es mich nicht mehr, wie Fortschrittliches neben anderswo längst Überholtem existiert. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass Japan Techniken solange perfektioniert, bis sie funktionieren. Dann behält es sie bei und wendet sich etwas Ungelöstem zu. Japan fasziniert mich noch immer. Ich hoffe, irgendwann kehre ich zurück und vergolde weitere Risse.

 

 

An Silvester kann man im Warmen vor einem Raclette sitzen. Man kann. Aber man kann auch kurz vor Mitternacht den Berg Takao hochhetzen, um dann stundenlang im Kalten zu warten. Wir entschieden uns für die zweite Version.

Während an Weihnachten normal gearbeitet wird, schließen um Neujahr viele Geschäfte. Weihnachten ist keine japanische Tradition, wird aber gerne im Freundeskreis oder mit einem Date gefeiert.  Japan liebt Themen, nach denen alles saisonal vermarktet wird. Über einen japanischen Weihnachtsmarkt zu laufen, weckte in mir eine seltsame Mischung aus Vertrautheit und Entfremdung. Die große Feier kommt ein paar Tage später, an Silvester.

Zum Jahreswechsel isst man Soba für ein langes Leben. Doch jedes Nudelrestaurant, das wir ansteuerten, war geschlossen. Letztendlich aßen wir indisch. Durch die lange Suche erreichten wir erst nach 23 Uhr den Fuß des Berges. Eine Stunde Aufstieg lag noch vor uns. Andere Gruppen eilten an uns vorbei oder wir an ihnen. Gegenseitig feuerten wir uns an, durchzuhalten. Beim Klang der ersten Tempelglocken hielten wir auf dem Wanderweg inne und begrüßten das neue Jahr.  Kurz darauf erreichten wir den Yakuo-in Tempel bzw. das Ende der Schlange zum Beten vor dem Eingang. 初詣 (hatsumōde) heißt dieser erste Tempel- oder Schrein-Besuch im neuen Jahr.

Danach blieben über sechs Stunden bis zum Sonnenaufgang. 初日の出 (hatsuhinode) ist ein weiterer Neujahrsbrauch: das Betrachten des ersten Sonnenaufgangs. Schon um Mitternacht füllten Wartende den Gipfel des Takao-sans. Wir hielten uns für ausgerüstet mit dicker Kleidung, Wärmepacks und Snacks, aber einige Japaner*innen brachten Picknicke oder Zelte. Der Großteil unserer Gruppe beschloss, noch durch den Tempel-Schrein-Komplex zu streifen. Wir zogen Schicksalslose, ließen unsere Stempelbücher stempeln, kauften Essen und erkundeten die Umgebung, begleitet von 108 Glockenschlägen, Sutras oder Muschelhörnern.

Alles schön, bis wir zurückwollten. Der Gipfel war überfüllt. Stattdessen suchten wir einen Platz entlang des Aufstiegs. Umgeben von Fremden spähten wir durch die Äste und warteten. Langsam färbte sich der Himmel. Staunen und Begeisterungsrufe begrüßten die Sonne am Horizont. Noch nie habe ich mich so sehr über einen Sonnenaufgang gefreut.

Ich wusste, worauf ich mich einlasse, als Vegetarierin nach Japan zu fliegen. Es überrascht nicht, dass sich die Küche eines Inselstaats am Meer bedient. Es überrascht vielleicht der Mangel an vegetarischen Gerichten. Buddhistisch orientiert, verzichtete die japanische Küche bis ins späte 19. Jahrhundert auf Fleisch. Mit der Öffnung änderte sich 和食 (washoku), das japanische Essen.

Mir wurde prophezeit, dass ich hier keine Vegetarierin bleibe. Das Konzept ist vielen Japaner*innen fremd. „Ich habe Angst, dass du verhungerst“, sorgte sich ein Kommilitone. Durch seinen Kopf schienen die verschiedensten Essensmöglichkeiten zu rattern, ohne Ergebnis. Ein Gericht ohne Fisch oder Fleisch gilt nicht als Mahlzeit.

In Deutschland äußern Leute oft Extrawünsche. In Japan ist es unüblich, Bestellungen zu modifizieren. Selbst, wenn es für alle im Wohnheim verschiedene Schnitzel gibt, bekommt jede Sorte ihr eigenes Menü. Unter der Woche erspart mir das Wohnheim die Suche nach vegetarischem Essen.

Auf solch einer Suche fanden wir unser Stammlokal. Der Izakaya-Besitzer bot mir an, vegetarisches Okonomiyaki zuzubereiten. Am Ende streute er Fischflocken darüber.  Die japanische Definition von „vegetarisch“ ist flexibler. Fisch oder Huhn können ebenfalls in „vegetarischen“ Gerichten enthalten sein. Nichtsdestotrotz schätze ich das Entgegenkommen.

Manchmal esse ich also Fischflocken oder Suppen auf ominöser Basis. Dashi (Fischsud) ist allgegenwärtig, aber auch meine muslimischen Mitbewohner*innen begrenzt die Schweinebasis vieler Suppen. Trotz der Komplikationen werden wir es vermissen, so lecker und günstig zu essen.

Theoretisch ist washoku pflanzenbasiert leicht denkbar. Das Schriftzeichen für „Mahlzeit“ (飯) ist gleichbedeutend mit „gekochter Reis“. Weitere Konstanten sind Weizen und Sojabohnen. Tofu hat hier alle Formen und Konsistenzen. Das japanische Essen ist eine Kunstform. Von der Auswahl der Zutaten, bis hin zur Präsentation, ist alles durchdacht.

Ich mache zwar Ausnahmen, die ich daheim nicht machen würde, aber ich habe nicht aufgegeben, wie prophezeit wurde. Tokyo erleichtert mir das Angebot. Wäre ich woanders, bei einer Gastfamilie, gelandet, könnte das anders aussehen. Ich empfehle, sich vorher zu überlegen, worauf man sich einlässt. Dennoch hoffe ich, dass sich niemand deshalb Japan oder die japanische Küche entgehen lässt. Umgekehrt begleiteten mich japanische Studierende und gaben dem vegetarischen Essen eine Chance. Einer davon der besorgte Kommilitone, der nun häufiger vegetarisch essen geht.

„Was wisst ihr über die Ainu?“, fragte ich meine japanischen Gruppenmitglieder im Kurs Introduction to Postcolonial Thought. „So gut wie nichts.“, war die Antwort. Somit stand fest, dass unser Workshop bei Null begann.

Die Ainu sind Japans indigene Bevölkerung. Sie stammen aus Hokkaidō, der nördlichsten Hauptinsel. Obwohl das nur die halbe Wahrheit ist. Vermutlich lebten die Ainu über ganz Japan verteilt, bis das Volk der Yayoi sie verdrängte. Von ihnen stammen die meisten heutigen Japaner*innen ab. Hokkaidō blieb Ainu-Territorium. Erst 1855 kolonisierte das Tokugawa-Shogunat Hokkaidō. Die Regierung versuchte, die Ainu zu „japanisieren“. Ihre Sprache wurde verboten, ihr Land entrissen, ihre Traditionen verbannt. Erst 2008 erhielten sie offiziell den Status als indigene Bevölkerung. Hokkaidō ist nicht der einzige Ort, an dem Ainu leben. Hokkaidō ist der Ort, an dem sie sichtbar sind.

Viele Japaner*innen assoziieren Ainu mit Urlaub. In Werbevideos und Broschüren zeigen Ainu ihre Traditionen als Teil der Landschaft Hokkaidōs. Der Tourismus schuf einerseits eine Nische für Ainu-Traditionen. Andererseits limitiert er die Ainu durch Ort und Vergangenheit. Vermutlich leben viele Ainu außerhalb Hokkaidōs, verheimlichen aber aus Angst vor Diskriminierung ihre Identität.

In unserem Workshop wollten nicht nur über, sondern auch mit Ainu reden. Alles Kontaktsuchen, das ins Leere führten, unterstrich den sozialen Status der Ainu. Ich las alle Texte, die ich in die Finger bekam. Dennoch war ich überzeugt, dass es weitere Informationsmöglichkeiten gibt. Wir waren zwar nicht in Hokkaidō, aber in Japan.

Zuerst besuchten wir das Ainu Cultural Exchange Centre. Wir landeten in einer kleinen Ausstellung mit Ainu-Artefakten. Im nächsten Raum sammelten sich Bücher rund um die Ainu. Neben der Sachliteratur stand ein Regal mit der Mangareihe „Golden Kamuy“ – eine andere Form, in der die Ainu in Japan bekannt sind. Wir befragten eine Angestellte. Dass hier keine Kontakte für Interviews hergestellt werden, verriet uns allerdings schon ein Schild.

Als zweiten Ort besuchten wir Harukor, Tokyos einziges Ainu Restaurant. Es ist ein kleiner Laden, am Rande des koreanischen Viertels. Mein Gruppenpartner und ich bestellten die komplette Spalte an Ainu-Gerichten. Kulinarisch lohnte sich der Besuch definitiv. Obwohl das Restaurant von Ainu geführt wurde, schafften wir es nicht, in Ruhe mit den Besitzern zu sprechen. Kontakt zu Ainu aufzunehmen, entpuppte sich schwieriger als gedacht. Trotzdem entschieden wir uns, beim Thema zu bleiben. Es ist besser, einen Raum zum gemeinsamen Lernen zu bieten, als in das Schweigen zurückzusinken.

Für den Workshop planten wir interaktive Stationen. Jede Person übernahm ein Thema, ich Ainu der Gegenwart. Meine Station bestand aus einem Quiz und Karten mit Personenbildern, vier davon Ainu. Beim Raten lagen die Workshop-Teilnehmenden meist daneben. Für jede beantwortete Quizfrage enthüllte ich die Identität einer Ainu-Person, zusammen mit ihrem Beruf und einem Zitat. Die Antworten fanden sich entweder in einem Zeitstrahl, einer interaktiven Tokyo-Karte oder als Lyrics in einem Musikvideo der Band Ainu Rebels. Manche Teilnehmenden blieben nach dem Quiz. Zusammen vertieften wir das Thema im großen Diskurs über indigene Völker.

Mittlerweile weiß ich, dass das Bild Japans als homogene Gesellschaft aktiv geschaffen wurde. Auch, indem die Ainu in die Rolle der primitiven Anderen aus Hokkaidō gedrängt werden. Daneben existieren die Ryūkyū-Völker im Süden Japans, die noch auf Anerkennung als Ureinwohner warten. Ein weiterer Riss, der sich durch meine Japan-Vorstellung zieht. Ein Riss, den ich bunt fülle.

Der Kulturschock kam anders als ich ihn erwartet hatte. Tatsächlich hinterfrage ich gewohnte Verhaltensweisen. Der größere Teil meiner Unsicherheit kommt aber durch die Sprachbarriere. Der Kulturschock war für mich vor allem ein Sprachschock. Plötzlich umgeben von einer Sprache zu sein, die zuvor auf Unterrichtsstunden und Medienkonsum begrenzt war, hat sich angefühlt, als hätte ich nie in meinem Leben Japanisch gelernt. Das herausfordernde Sprachniveau, in dem ich neben lauter Japanologie-Studierenden platziert wurde, tat sein Übriges.

Die japanische Schrift ist komplex. Aus dem Chinesischen wurden die Schriftzeichen, die Kanji, übernommen, die je nach Kontext unterschiedlich gelesen werden. Daneben gibt es zwei Silbenschriften, Hiragana und Katakana. Auch lateinische Buchstaben werden manchmal verwendet.

Anfangs war ich von Worten umgeben, deren Form und Klang mir bekannt vorkamen, aber deren Sinn sich mir nicht erschloss. Ich erwischte mich dabei, wie ich Beschriftungen und Werbetafeln anstarrte. Immer in der Erwartung, etwas zu verstehen, so, wie ich es gewohnt war. Aber in dieser Fülle erkannte ich selbst die Kanji nicht, die ich gelernt hatte. Mittlerweile hat sich dies gelegt und ich freue mich, überall Schriftzeichen zu erkennen. Ich bin wieder in der ersten Klasse und lerne aufgeregt lesen.

Mit dem Sprechen verhielt es sich ähnlich. Wurde im Supermarkt ein anderes Wort für Tasche benutzt, als ich erwartet hatte, starrte ich das Personal hilflos an. Darüber hinaus spricht man mit Gleichaltrigen ein neutrales Japanisch statt der Höflichkeitsstufe, die man zuerst lernt. Letztens drehte sich eine japanische Studentin zu mir um: „Nihongo wakaru?“ („Verstehst du Japanisch?“)

„Nur ein bisschen“, antwortete ich auf Japanisch.

„Nihongo wakaru!“, stupste sie ihre Freundin an, als diese sich zu uns setzte. Bis zum Kursbeginn stellten mir beide begeistert Fragen. Mit solch kleinen Gesprächen wird mir die Sprache vertrauter.

Das soll keinesfalls heißen, dass man die Sprache perfekt beherrschen muss, um hier zu leben. Für mich ist es eine spannende Chance, eine Sprache im Land selbst zu lernen. Denn hier ist sie viel mehr als die starren Formen in den Textbüchern. Mehr als die Vokabellisten, auf denen Sprachkurs-Gespräche basieren. Mit ihr wird Dialekt gesprochen, abgekürzt, überlegt und gefühlt. Hier ist die Sprache lebendig.

Noch beim Aussteigen aus dem Flugzeug hätte es mich nicht gewundert, vor wieder geschlossenen Grenzen zu stehen. Aber ich schreibe euch aus Japan! Und bin froh, eine Weile hier zu sein, denn zuerst war ich vor allem eins: überwältigt. Manchmal bedeutet Tokyo Reizüberflutung. Dann weiß ich nicht, wohin ich hören oder schauen soll. In Tokyo spricht alles. Eine Stimme sagt dir, wie du einen Automaten benutzt, welchen Stock du im Aufzug erreichst, wie du dein Geschirr zurückgibst. Dein Essen bestellst du oft am Automaten. Getränkeautomaten stehen sowieso überall.

Und dann darf ich euch vorstellen: die japanische Bürokratie. Erleichtert kam ich am ersten Tag mit Koffern und Jetlag im Wohnheim an, aber die nächsten Stunden war nichts mit Erholung. An fünf verschiedenen Stationen wurden Dokumente ausgefüllt. Ohne die Hilfe der Uni wäre ich verzweifelt. Alles wird hier in Papierform gestempelt, unterschrieben, gefaxt und abgeheftet. Bezahlen natürlich lieber mit Bargeld, ist ja klar. Der erste Riss zieht sich eindeutig durch die Hypermodernität. Japan lebt eben auch nicht in der Zukunft, sondern hat seinen Fortschritt auf bestimmte Bereiche konzentriert.

Auf einer Seite ist Tokyo menschenüberlaufen, laut, bunt und durcheinander. In anderen Momenten gehe ich durch die Straßen Tokyos und es ist still. Man sieht ein paar Menschen, aber hört nur Vögel in den Bäumen. Mein Wohnheim befindet sich am äußeren Rand Tokyos, aber auch mitten in der Großstadt gibt es diese Ruheinseln. Tokyo überzeugt mich einmal mehr, dass es alles kann.

Ich hatte das Glück, vor dem Vorlesungsbeginn ein paar ruhige Tage zu haben. Es gab eine Wohnheims- und eine Campustour. Auch Bürokratie und Kurswahl brauchten ihre Zeit. Das Semester hier ist in zwei Hälften geteilt. Manche Kurse ziehen sich durch das ganze Semester, andere finden als Quarter-Kurse zweimal wöchentlich statt. Neben der Organisation war ich täglich in Tokyo unterwegs. Habe die Wohnheimsgegend Akabane erkundet, Sehenswürdigkeiten abgeklappert und mich an den japanischen Alltag gewöhnt. Viele Studierende lerne ich gerade erst mit dem Unibeginn kennen. Deshalb war ich umso dankbarer für meine TU-Japan-Gruppe, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Zusammen haben wir in der kurzen Zeit unfassbar viel erlebt.


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