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Sommersemester 2020

Study Abroad Storytellers

Folgen Sie vier TU-Studierenden beim Abenteuer Ausland in diesem Semester in den USA, Japan und Australien.


University of Newcastle, Australien

Sabrina

Sabrina unter einem bunten Regenschirm © Sabrina F.​/​Privat

Straya Mate!

Hi, ich bin Sabrina und studiere im Sommersemester 2020 an der University of Newcastle in Australien. Als Au-Pair durfte ich das wunderschöne Land der Koalas und Kängurus bereits erleben und freue mich jetzt darauf das Studentenleben kennenzulernen. Die Uni in Newcastle bietet viele verschiedene Seminare über die Kultur, Geschichte und Sprache des Landes und der Aboriginals. Ich hoffe, dass mir das Semester interessante Erfahrungen für mein Studium der Kultur- und Sprachwissenschaften gibt und auch bessere Einblicke in den Aussie-Lifestyle!

Studiengang: Kultur- und Sprachwissenschaften

Austauschprogramm: Bilateraler Austausch

Outback, Regenwälder, Koalas, giftige Tiere, Surfen...all das fällt einem direkt ein wenn man an Australien denkt. Mit Kunst und Kultur würde man das Land vielleicht nicht direkt in Verbindung bringen, höchstens in Bezug auf das berühmte Opernhaus in Sydney. Aber Australien hat neben wunderschöner Natur auch viel Kultur zu bieten – so auch die Industriestadt Newcastle.

Im März hat das historische Civic Theatre bereits seinen 90.Geburtstag gefeiert. Nicht weit entfernt findet man auch das Newcastle Museum und die Art Gallery. Wie die meisten Museen in Australien haben auch das Museum und die Art Gallery in den meisten Ausstellungen freien Eintritt. Wer sich den Museumsbesuch lieber für die kühlen Wintertage aufheben möchte, kann Kunst im Sommer auch draußen bestaunen, denn in Newcastle verstecken sich einige Kunstwerke der Straßenmalerei.

Für wen das noch nicht genug ist, bietet sich ein Wochenendtrip nach Melbourne an. Die Stadt war mein erstes Zuhause als Au-Pair und ich habe mich auf Anhieb verliebt. Die Großstadt im Bundesstaat Victoria ist besonders für die viele Straßenkunst in den niedlichen, schmalen Gassen bekannt und auch für die vielen Straßenmusiker.

Beim Thema Kultur darf man auf keinen Fall die Kultur der Ureinwohner vergessen. Deren Kultur reicht natürlich viel weiter zurück, als die rund 250 Jahre, die sich Australien nun auf der Weltkarte der Entdecker befindet. Überall in Australien kann man zum Beispiel in Museen viel über die Kultur und vor allem auch die Kunst der Aboriginals erfahren. Das Wollotuka Institute for Aboriginal Studies auf dem Callaghan Campus der Uni Newcastle zu besuchen, ist da schon einmal ein guter Anfang. Dort kann man nicht nur Malereien bestaunen, sondern auch direkt die lehrenden Aboriginals für einen kulturellen Austausch antreffen.

In dieser Woche startet an der TU wieder die Vorlesungszeit – online... Während ich so vor meinem Laptop sitze und darauf warte bis es Zeit ist, sich in die nächste Videokonferenz einzuwählen, denke ich an meine letzten Campusbesuche zurück. Gerade ein mal fünf Wochen ist es her, dass ich zum letzten Mal meine Kurse an der Uni Newcastle besucht habe. Obwohl ich leider nur vier Wochen die Erfahrungen auf dem Campus machen konnte, kann ich über diese Zeit doch noch ein bisschen erzählen.

In den ersten Wochen war ich sehr überrascht, wie entspannt doch der Unialltag war. Nicht nur durch die relaxte Art der Australier, sondern auch dadurch, dass ich nicht so viele Uniaufgaben wie erwartet hatte. Viele Kommiliton*innen die bereits in Australien oder anderswo ihr Auslandssemester absolviert hatten, erzählten mir immer wie viel Arbeit man an den ausländischen Unis im Vergleich zu Deutschland hat. Klar, die Abgaben von Essays oder anderen Aufgaben sind hier üblicherweise während der Vorlesungszeit und nicht am letzten Tag des Semesters wie in Deutschland. Das bedeutet mehr Arbeit während des Semesters, aber auch tatsächlich Freizeit in den Semesterferien. Eine Klausurenphase gibt es zwar auch, aber diese dauert nur ungefähr drei Wochen und betraf mich mit meinen Kursen nicht.

Mit vier Kursen à drei Stunden pro Woche hatte ich den „full work load“ für das Semester. Die Endnote ergibt sich aus verschiedenen Leistungen, die man während des Semesters erbringen muss. Zum Beispiel musste ich in einem Kurs ein zehnminütiges Referat halten und dazu eine kurze Ausarbeitung einreichen. Später im Semester wäre noch ein Gruppenreferat gekommen und zum Abschluss ein kurzer Essay, der sich mit dem Seminarthema (in diesem Fall der Erhalt von Sprachen der Aboriginals)  beschäftigt. Die Anforderungen sahen in den anderen drei Seminaren sehr ähnlich aus. Zwar gab es auch einige Texte, die jede Woche zu lesen waren, aber die Inhalte aller Kurse gefielen mir deutlich besser als in Deutschland. Neben dem Seminar über die Kultur und Sprache der Aboriginals hatte ich zum Beispiel auch einen Kurs über australisches Theater, in dem wir als Referat ein Theaterstück vermarkten sollten und die Gruppenaufgabe gewesen wäre eine Theaterszene zu inszenieren.

Dass mir das Unileben in Newcastle so viel besser gefiel als in Dortmund hängt aber bestimmt auch damit zusammen, dass ich viele Uniaufgaben bei 25 Grad und Sonne draußen auf einer Bank auf dem Busch-Campus, oder am Strand erledigen konnte...

Nicht nur das Semester in Newcastle hatte ich mir anders vorgestellt, sondern auch die Rückreise. Mein ursprünglicher Rückflug in ein paar Monaten war nicht umbuchbar, da dieser mit Singapur Airlines ging und die Airline alle Flüge bis Ende April gecancelt hat. Also habe ich 800 Euro in die Hand genommen, um einen neuen Rückflug zu buchen. Der sollte am Montag, den 23.03. von Brisbane über Singapur (mit einer anderen Airline) und Dubai zurück nach Hause gehen. Ohnehin schon traurig genug kam ich am Schalter an um mein Gepäck einzuchecken, da sagten mir die Mitarbeiter sie können mich nicht ins Flugzeug lassen, weil Singapur soeben die Grenzen für alle Nicht-Staatsbürger geschlossen hat – auch nur für die Durchreise. Mit mir waren noch einige andere Europäer am Flughafen gestrandet – ohne Aussicht auf einen alternativen Flug in den nächsten Stunden oder Tagen. Mehrmals hielt ich die kommenden Tage telefonische Rücksprache mit der deutschen Botschaft, die mir sagte, dass sie eine Rückholaktion planen, es aber noch einige Tage dauern kann. Also: abwarten und Tee trinken.

Da ein Kind aus meiner ehemaligen Au Pair-Gastfamilie zur Risikogruppe gehört, war es ungünstig sich dort wieder einzunisten. Zurück nach Newcastle war auch keine Option, da die Stadt 800km entfernt ist. Bis zu meiner endgültigen Rückreise konnte ich aber zum Glück bei der Familie von einem Freund in der Nähe der Sunshine Coast einziehen. Sie wohnen umgeben von viel Natur, sodass ich trotz der schwierigen Lage doch noch ein paar schöne Tage verbringen konnte und sogar einen Koala und das ein oder andere Känguru entdeckt habe! Fast zwei Wochen musste ich noch bei der Familie wohnen und ich bin wirklich froh über die Gastfreundschaft und Offenheit die ich in der Zeit wieder erleben konnte. Bevor die Ausgangsbeschränkungen kamen hat mich die Mutter noch zu einem Lauftreff, zum Wochenendbier bei den Nachbarn und fast täglich mit zur Arbeit genommen damit ich nicht alleine bin und alle die ich traf haben sich nett mit mir unterhalten (mit Sicherheitsabstand natürlich) und fast jeder kannte über 10 Ecken Jemanden aus Deutschland oder hat deutsche Verwandte...

Am 4.April ging dann tatsächlich wirklich mein Flug zurück nach Deutschland. Für die Condor-Rückholflüge von Deutschland war ich nicht berechtigt, da ich weder hilfsbedürftig, noch minderjährig bin. Die Botschaft hatte uns „normalen“ Reisenden empfohlen mit Qatar Airways zu buchen, da dies Teil des Rückholprogramms ist, denn Qatar lässt Europäer noch durchreisen. Obwohl nur ein Flug mit der Airline an dem Tag ging dauerte der Check-In so lange, dass ich erst 45 Minuten vor Abflug Schalter ankam

Völlig panisch und angsterfüllt, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe, oder ich wegen meinen drei schweren Handgepäcksstücken gestoppt werde, hievte ich meinen 29 Kilo Koffer auf das Band und gab der Check-In Dame meinen Reisepass. Plötzlich fing sie an zu telefonieren und redete etwas von „Standby“...weitere Schweißperlen auf meiner Stirn: was ist jetzt los? Hat etwas mit meiner Buchung nicht funktioniert? Hab ich zu viel Gepäck? Nach ein paar Minuten legte sie auf und sagte mir sie hat mir ein Upgrade auf die Business Class gegeben. Habe ich das richtig verstanden? Keine Zeit nachzuhaken, schnell durch die Sicherheitskontrolle und in die Boarding Schlange. Im Flugzeug darf ich feststellen: ich habe mich nicht verhört, ich sitze tatsächlich in der Business Class mit viel Platz, einem Sitz den ich bis zum Bett ausfahren kann, einer kleinen Schiebetür zu meiner Kabine, 5-Sterne Essen und sogar einem Schlafanzug und Pantoffeln! Hatte ich Glück, weil ich fast die letzte am Check-In war? Wollen sie die Economy Class Reihen entzerren wegen Corona? Meinte es das Karma gut mit mir nach den aufwühlenden letzten Wochen? Ich weiß es nicht, ich hinterfrage es nicht, ich habe den Flug einfach genossen und bin den Umständen entsprechend froh, dass ich wieder gut angekommen bin – aber am meisten freuen sich natürlich meine Eltern.

Als ich in mein Semester gestartet bin, hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass plötzlich eine Pandemie dazwischen funken wird. Deutlich später als in Europa, sind die Auswirkungen von Covid-19 jetzt aber auch hier in Australien angekommen. Zunächst wurde vor einer Woche festgelegt, dass alle Einreisende sich zwei Wochen isolieren müssen. Da waren meine Urlaubspläne mit meiner Familie, die mich in den Osterferien besuchen wollte, schon vorbei. Zwei Tage später besuchte ich schon zum letzten Mal meine Uni Kurse. Von einem Tag auf den anderen wurde festgelegt, dass ab sofort alle Kurse nur noch Online laufen werden für den Rest des Semesters und auch die Klausurenphase wurde um einen Monat nach hinten verlegt. Die Uni ist hier im Hinblick auf Digitalisierung schon so fortgeschritten, dass Online Kurse aber auch überhaupt kein Problem darstellen und sie die Umstellung tatsächlich über Nacht übernehmen konnten. Vorlesungen werden ohnehin immer aufgezeichnet, sodass man sie anschließend online anschauen kann und jetzt soll das gleiche mit den Seminaren passieren. Die meisten werden allerdings zu der regulären Seminarzeit stattfinden über eine Plattform, wo alle gleichzeitig an der Sitzung teilnehmen können. Für Referate gab es in einem Kurs die Idee, dass wir uns selbst filmen, wie wir das Referat halten und es dann anschließend auf Blackboard (wie unser Moodle) mit der Präsentation hochladen. Der Campus bleibt erstmal noch offen, aber das richtige Studentenleben ist damit sozusagen lahmgelegt. Wie geht es nun weiter? Was ist, wenn Ausgangssperren kommen? Was ist, wenn es noch schlimmer wird und ich in meinem kleinen WG Zimmer gefangen bin? Schweren Herzens habe ich mit meinen Betreuern vor Ort gesprochen und dann beschlossen das Semester abzubrechen. Eine Dozentin schrieb mir, dass ich den Kurs von Deutschland auch weiter machen könnte, sie würde mich unterstützen, dass ich nicht live das Seminar verfolgen muss.

Aber ich denke nicht, dass das für alle Kurse möglich wäre und für mich ging es in diesem Semester ja auch um die Gesamterfahrung, direkt auf dem Campus mit anderen Studierenden in den Seminarräumen sitzen und nicht alleine vor dem Laptop. Da keiner weiß, wie die Situation sich jetzt weiter entwickelt, war es für mich klar, dass ich nun bei meiner Familie sein möchte. Mein letztes Wochenende habe ich jetzt noch mit meiner Gastfamilie an der Gold Coast verbracht und ich habe bei unserem Bootsausflug nach North und South Stradbroke Island noch Wallaby Kängurus entdeckt.

Die süßen australischen Tiere werde ich auf jeden Fall vermissen (die Kakerlaken in meiner WG Küche nicht!). Heute hab ich dann zum Abschluss noch Brisbane erkundet mit dem kostenlosen City Hopper Boot und jetzt mache ich mich mit Tränen in den Augen auf den Weg zum Flughafen. Ich hoffe ich habe nächstes Jahr nochmal die Chance nach Newcastle zu gehen, denn die Lehre, die Uni und das ganze Leben dort  haben mir sehr gut gefallen. Jedem, der noch darüber nachdenkt ins Ausland zu gehen, kann ich nur ans Herz legen, nutzt eure Chance! Wenn die Pandemie unter Kontrolle ist, können wir alle hoffentlich wieder normale Uni Semester studieren und die Erfahrung das im Ausland zu tun, ist wirklich eine unglaublich schöne Lebenserfahrung die man nicht missen sollte!

Letztes Wochenende ging es zum ersten Mal nach Sydney! Von Newcastle aus ist die größte Stadt Australiens „nur“ ungefähr 2 1/2 Stunden Fahrt entfernt. Der Ausflug war von der Uni organisiert für Internationale Studierende, aber auch nationale und Nicht-Studis durften mit. Das „University of Newcastle Exchange Student Network“ organisiert für Internationals einige Veranstaltungen und Ausflüge über das Semester, um Land und Leute besser kennenzulernen. Samstag war es also der Ausflug nach Sydney für eine Bootparty. Morgens ging es mit dem Bus vom Campus los und mittags gingen wir am Darling Harbour an Board für eine vierstündige Fahrt durch den Hafen, vorbei am berühmten Opernhaus und der Harbour Bridge! Auch wenn das Wetter nicht so war wie es in Australien sein sollte (20 Grad und Regen statt 35 Grad und Sonne...unglaublich!) und wir weder Nemo, noch den Sonnenuntergang gefunden haben, hat sich der Ausflug trotzdem auf jeden Fall gelohnt!

Mittlerweile hat für mich schon die zweite Vorlesungswoche angefangen und langsam finde ich mich auch an der Uni zurecht. Der Hauptcampus ist ein so genannter “Bush Campus” – das heißt, er ist quasi auf australischem Waldgelände. Man ist hier umgeben von wunderschöner Natur - leider auch oft umzingelt von fiesen Mücken - und sieht die Uni teilweise vor lauter Bäumen nicht. Um Gebäude und Räume zu finden, gibt es aber eine App, die einen genau navigiert. Diese App funktioniert auch am Campus in der Innenstadt, der zwar nicht aus einem Dschungel besteht, aber neben dem hochmodernen achtstöckigen “New Space” Trakt auch noch drei weitere Universitätsgebäude hat.

In der neuen und ungewohnten Umgebung habe ich an den ersten Tagen natürlich auch die klassischen Ersti Klischees erfüllt: verwirrt über den Campus irren, planlos in der Bibliothek auf Bücherjagd gehen und völlig selbstbewusst in einen Seminarraum marschieren, wo gerade noch ein anderer Kurs zugange war....die Vorlesungen gehen hier nämlich nicht von viertel nach bis viertel vor, sondern von fünf nach bis fünf vor...merkte ich dann...als ich peinlicherweise in den falschen Kurs platzte...Und geklopft wird hier auch nicht am Ende einer Stunde - das hab ich immerhin nicht gemacht! Die ersten Tage liefen einige Studierende mit T-Shirt Aufschriften, die aussagten, dass man sie um Hilfe bitten kann, über den Campus. Dazu kann man auch Mentor*innen anfragen, die einem mit dem Studieneinstieg helfen. Außerdem gibt es das Programm “Pass”, bei dem Studierende zu einer Art Nachhilfe Stunde gehen können, also ähnlich wie unsere Tutorien.

Ebenso kann man auch an Bibliothekseinführungen (mit gratis Frühstück in den ersten beiden Semesterwochen) teilnehmen. Insgesamt wird den Studierenden hier viel angeboten, um die Studienzeit, besonders den Anfang, zu erleichtern. Da ich nur an drei Tagen pro Woche zur Uni muss, habe ich überlegt, mir einen Nebenjob zu suchen, denn Freizeit genießen wird auf Dauer, zumindest für mich, doch etwas teuer. Am ersten Tag an der Uni habe ich direkt die Mensa gesucht, doch...*Schock, Schwere, Not*...es gibt hier keine! Über den Campus verteilt findet man überall ein paar Cafés oder Subway, aber
leider nicht wirklich zu studierendenfreundlichen Preisen. Selbst kochen ist also angesagt... Dafür organisiert die Newcastle University Students' Association (äquivalent zur Asta) immer mal wieder free BBQs auf dem Campus und jeden Freitag gibt es auch gratis Essen. Wenn man also nicht unbedingt jeden Tag teuer in einem Café oder Restaurant essen geht, kann man hier schon sparsam überleben. Auch öffentliche Transportmittel sind hier um einiges günstiger als in Deutschland. Es gibt zwar kein Semesterticket, aber dafür kosten die Busfahrten für Studierende nur sehr wenig (umgerechnet ca. 65 Cent für die 15-minütige Fahrt zum Campus oder 1,20 € für 30-60 Minuten Fahrt in die Stadt oder zum Strand) und es gibt einen kostenlosen Shuttlebus vom Hauptcampus “Callaghan” bis zum “New Space”. Dazu habe ich mir gegen eine kleine Kaution ein Fahrrad für das Semester gemietet - nur für sportliche Betätigungen waren mir die letzten Tage eindeutig zu heiß und die Straßen hier zu hügelig. Auch wenn hier einiges in Sachen Umwelt doch etwas fragwürdig ist (die hohe Anzahl an Plastikverpackungen, keine Besser-Becher in den Uni Cafés oder die merkwürdige Mülltrennung), ist Australien uns doch zumindest im ÖPNV und Fernverkehr einige Schritte voraus: Flüge sind teuer, Züge sind günstig. Deshalb begebe ich mich morgen auf eine 12-stündige Zugfahrt nach Brisbane für umgerechnet unschlagbare 35 Euro!

Kaum war die Vorlesungszeit an der TU zu Ende, hieß es für mich auch schon: Koffer packen. Am 09.02. ging es nämlich schon los nach Down Under. Nach 12 schlaflosen Stunden im Flieger von Düsseldorf nach Singapur, einer Stunde Marathon-Lauf vom einen Terminal zum anderen am riesigen Changi Airport in Singapur und weiteren 7 Stunden eingequetscht im Flugzeug bin ich am 10.02. endlich in Brisbane angekommen. Bevor die Uni in Newcastle eine Woche später starten sollte, wollte ich mich erstmal noch ein paar Tage bei meiner ehemaligen Au Pair-Gastfamilie an der Gold Coast ausruhen. Schließlich braucht es doch ein paar Tage um sich erstmal einzugewöhnen. Nach zwei Tagen Jet Lag hatte ich mich dann aber schon an die 9 Stunden Zeitverschiebung und 20-25 Grad Temperatur-unterschied gewöhnt.

Bevor es jedoch zum Strand ging, habe ich erstmal andere lebenswichtige Dinge erledigt: eine SIM Karte und ein Bank Konto. Pre-Paid Karten gibt es hier für nur zwei Dollar zu kaufen und bei den meisten Internet- und Telefon-Paketen kann man sogar kostenlos nach Europa telefonieren. “What have you been up to today?”, fragt mich die Dame im Telefon Shop...kurze Verwirrung...ich will doch nur meine Karte aktivieren, wieso willst du wissen was ich heute gemacht habe? Ach ja...ich vergaß, dass so etwas in Australien völlig normal ist. Egal ob Bankmitarbeiter*in, Verkäufer*in oder Türsteher*in vor einer Bar: alle sind hier unglaublich nett, offen und bereit einfach ein kurzes Gespräch mit dir zu halten. Neu angekommen in Newcastle geht es mit dieser Freundlichkeit direkt weiter, als ich etwas verwirrt versuchte den Busplan zu studieren und mir ein Australier direkt erklärte wo welcher Bus hin fährt. Die entspannte und hilfsbereite Art der Menschen hier macht den Start in einem fremden Land aufjedenfall viel einfacher!                                                                         

Am Montag (17.02.) war Orientierungstag an der Uni und da habe ich nicht nur andere internationale Studierende kennengelernt, sondern auch Australier*innen die neu anfangen. Nach zwei Tagen hab ich auch schon ein WG-Zimmer gefunden und kann ganz unkompliziert direkt einziehen. Auf dem Campus selbst gibt es auch einige Wohnheime, aber die Miete war mir dort zu teuer. Die Uni bietet dafür eine Seite an, wo man Wohnungen außerhalb vom Campus suchen kann und so habe ich meine WG gefunden, die auch nicht weit weg vom Hauptcampus ist.

Jetzt bin ich gespannt auf meine Seminare und Vorlesungen die nächste Woche starten. Da der Regen nun auch endlich aufgehört hat, werde ich mich bis zum Vorlesungsstart noch jeden Tag am Strand entspannen (50+ Sonnenschutz nicht vergessen!).

Nanzan University, Japan

Marvin

Marvin mit einem Rucksack © Marvin E.​/​Privat

Nagoya is one of the three major cities in Japan

Nachdem ich an der TU Dortmund angefangen habe, im ZHB Japanisch zu lernen, reifte in mir der Wunsch, auch wirklich nach Japan zu gehen, die Sprache vor Ort zu studieren und die Kultur sowie japanische Studierende kennenzulernen. Statt der Touristenmagneten Tokyo und Osaka war Nagoya meine Wunschstadt und tatsächlich bin ich an der Nanzan Universität in Nagoya gelandet. Wenn man die Stadt googelt, stößt man auf Artikel wie 'Nagoya: The most boring city in Japan‘. Ich möchte hier an dieser Stelle das Gegenteil beweisen: 名古屋は美しい街です。Nagoya ist eine wunderschöne Stadt!

Studiengang: Lehramt Kunst und Englisch

Austauschprogramm: ISEP-Austausch

Erst vor kurzem habe ich es geschafft, alle meine über 10.000 Bilder überhaupt durchzuschauen und sie ein bisschen zu ordnen, dabei ist es jetzt schon etwas her, dass ich mein zweites Semester an der 南山大学 Nanzan-Universität in 名古屋Nagoya trotz der Corona-Pandemie erfolgreich abschließen konnte und somit endlich Zeit für einen Rückblick.

Als ich im September 2019 nach Japan flog, war die Welt noch eine andere. Am Anfang hatte ich kaum Zeit, um überhaupt richtig anzukommen: in den ersten drei Wochen musste ich mich einleben, mein Studium beginnen und noch 60 Seiten meines TPM-Berichts schreiben. Bis heute weiß ich nicht, wie ich den September überlebt habe. Was folgte, war auch nicht weniger als eine Achterbahnfahrt auf dem Steel Dragon 2000 im Nagashima Spa Land (Freizeitpark zwischen Kuwana und Nagoya mit der längsten Achterbahn der Welt).

Das erste Semester war voller Höhen: die Zeit mit meiner Gastfamilie und die gemeinsamen Ausflüge, das japanische Essen, durch 桑名 Kuwana spazieren, die anderen internationalen Studierenden kennenlernen (insbesondere in unserer internationalen Lounge „Stella“) und mit ihnen Nagoya und vor allem 大須 Ōsu und 栄 Sakae erkunden mit ihren vielen Shopping- und Spielarkaden und Manga- und Anime-Stores, Freundschaften schließen mit den japanischen Studierenden, die Mittag- und Abendessen des deutsch-japanischen Stammtisches in Nanzan und in Nagoya, das intensive Japanisch-Lernen, die Seminare über Kunst, (Pop-)Kultur sowie Woodblock Printing (Hanga), das Nagoya City Matsuri / Festival, das Nanzan University Matsuri / Festival, das viele Karaoke-Singen, die Exkursionen in die Berge nach Nagano und zu den japanischen Gärten wie dem Shirotori Garden, die vielen buddhistischen Tempel und shintoistischen Schreine und noch so viel mehr.

Es war eine Flut an Eindrücken und Erlebnissen, an Dingen, die man lernen musste und an Hausaufgaben – und es war oft sehr anstrengend. Aber es hat Spaß gemacht und die Neugier hat mich auch immer weiter angetrieben. Ein Semester wäre definitiv zu kurz gewesen und ich war froh, nicht im Dezember nach Hause fahren zu müssen. Stattdessen bekam ich Kyoto, Osaka, Tokyo und Okinawa zu sehen und mein Verständnis von Japan und meine Bewunderung für das Land wuchs noch einmal um einiges. Weihnachten fiel in diesem Jahr quasi aus, aber das machte mir auch gar nichts.

Dann begann das zweite Semester und es brachte einige Tiefen mit sich, die aber gar nichts mit meinem Auslandsaufenthalt zu tun hatten, sondern vielmehr mit meiner Familie in Deutschland. Trotz allem ließ ich mich nicht unterkriegen und lernte weiter und hatte, soweit das möglich war, eine gute Zeit in Nagoya – eine Stadt, die mir inzwischen schon ans Herz gewachsen war. Schließlich mussten wir alle mit ansehen, wie das Coronavirus die Welt langsam, aber sicher in den Würgegriff nahm und uns von Japan verabschieden.

Zunächst waren viele der Austauschstudierenden und auch ich traurig und enttäuscht, so kurzfristig nach Hause fahren zu müssen. Wenn ich mich heute allerdings unter meinen ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen umhöre, so sind die meisten, die ihr Auslandsstudium bereits 2019 begannen, eher froh, dass sie die Chance dazu überhaupt noch gehabt haben. Ich kann da nur zustimmen.

Was nehme ich also jetzt mit? Sehr, sehr viel auf jeden Fall! Ich habe mir einige Träume erfüllen können und hatte eine unglaublich intensive, interessante, spannende und schöne Zeit in Japan. Ich vermisse die Sprache, die Kultur, die Menschen – einfach alles – sehr. Ich würde bei jeder Gelegenheit sofort wieder hinfliegen. Ich habe während des Aufenthaltes bereits sehr oft gemerkt, dass ich mich verändert und viel gelernt habe, aber mit etwas Abstand wird mir das noch bewusster. Obwohl mein Studium in Japan nichts mit meinem Studium in Dortmund zu tun hatte, habe ich trotzdem viel im Hinblick auf meine berufliche Zukunft gelernt – aber hauptsächlich natürlich für mein Leben allgemein und auch über mich selbst.

Als ich den Blog begann, wollte ich etwas beweisen: 名古屋は美しい街です。Nagoya ist eine wunderschöne Stadt! Das ist sie zweifelsfrei, aber ob ich das in meinen Einträgen vermitteln konnte, weiß ich nicht.

Ich weiß aber:

名古屋は私の心の三大都市のひとつです。

Nagoya is one of the three major cities in my heart.*

さようなら。Sayōnara!

*neben Honolulu und Greymouth, New Zealand

Bis sie aufgrund der Corona-Krise leider nicht mehr stattfinden konnten, nahm ich an vier Exkursionen der 南山大学 Nanzan-Universität teil, die im Rahmen des CJS-Programms angeboten wurden. Der erste „Field Trip with Japanese Students“ fand am 16. Oktober statt und Ziel war einer der japanischen Gärten Nagoyas, der 白鳥庭園 Shirotori Garden, übersetzt: Schwanengarten. Der Park liegt im Süden von Nagoya und ist mit der Meijo Circle Subway Line einfach erreichbar.

Wie für japanische Gärten typisch, ist auch der Shirotori Garden einer realen Landschaft nachempfunden und allen Elementen ist eine Bedeutung beigemessen, so repräsentiert ein Hügel im Garten den Vulkan Mount Ontake nordöstlich von Nagoya, eine künstliche Quelle und ein Bachlauf zu dem See stellen den Lauf des großen Kiso River dar, den ich jeden Tag mit der Bahn überquerte. Mehrere traditionelle Hütten im Sukiya-Stil beherbergen unter anderem einen Raum für Tee-Zeremonien und ein Café.

Für Mitte Oktober war es noch sehr warm und daher machten sich die Getränkeautomaten bezahlt, an denen man Eiskaffee bekommt, während wir in kleinen Grüppchen von jeweils zwei japanischen Studierenden mit Universitätsfähnchen durch den Park geführt wurden und teils auf Japanisch, teils auf Englisch alles Wissenswerte erklärt bekamen. Auch wenn die Gartenbesichtigung nur einen Mittwochnachmittag lang dauerte, war das eine erste gute Gelegenheit, noch einmal andere internationale und japanische Studierende kennenzulernen, vor allem außerhalb der Universität.

Genau einen Monat später, am 16. November, machten wir sehr früh an einem Samstagmorgen eine anderthalbstündige Bustour von der Universität aus in die bergige Präfektur 長野 Nagano. Hier besuchten wir in dem Städtchen 飯田 Iida die ふるさと水引工芸館 Furusato Mizuhiki Industrial Arts Hall, in der wir von einem alten japanischen Lehrer die Handwerkskunst der Herstellung von traditionellen, bunten, dekorativen, geflochtenen Schnüren, genannt 水引 Mizuhiki, die man für Geschenke und Karten verwendet, aus denen man aber auch Motive und Skulpturen fertigen kann, beigebracht bekamen.

Nachdem wir alle zumindest die Form „Brezel“ gemeistert und die Mizuhiki-Kunstwerke im Museum neben der Craft Hall bestaunt hatten, ging es weiter mit dem Bus zu kleinen Roadstop-Restaurants, wo wir hauptsächlich Udon- beziehungsweise Soba-Nudeln oder カレー Karē / Curry-Gerichte zu Mittag aßen. Es folgte die Hauptattraktion des Field Trips – Apple Picking  auf der 三和観光農園 Sanwa Tourist Farm, einer Apfelplantage an den Berghängen, wo wir uns die rotesten Äpfel von den Bäumen pflücken und sofort probieren durften. Von allen Field Trips hat dieser Ausflug nach Nagano am meisten Spaß (und satt) gemacht!

Ende November führte uns eine dritte Exkursion in die Stadt 豊田 Toyota zum Hauptsitz des gleichnamigen Automobilherstellers, wobei die Firma auch der Namensgeber für die Stadt ist. Dort nahmen wir an einer Plant Tour teil, wurden durch die Produktionshallen eines der vielen Werke geführt und durften alle Produktionsabschnitte eines Autos verfolgen, bevor wir anschließend im トヨタ会館 Toyota Kaikan Museum in zahlreiche Oldtimer und futuristische Innovationsmodelle einsteigen, alte Karosserien, Motoren und Hybride der Zukunft begutachten sowie einen Fahrsimulator testen durften, in dem ich mit überhöhter Geschwindigkeit mehrere Kurven rasierte.

Der vierte Field Trip ging Mitte Februar erneut zu einem japanischen Garten, diesmal im nördlichen Teil Nagoyas, und zwar zum 徳川園 Tokugawa Garden aus der Edo-Ära. Der Ablauf glich weitestgehend dem ersten Ausflug, aber aufgrund der unterschiedlichen Jahreszeiten war es diesmal eine ganz andere Atmosphäre – nicht heiß, sondern frühlingshaft-warm nach dem halbkalten Winter, in dem ich nie eine Winterjacke trug – und die Auswirkungen des Frühlings auf die Natur waren schon vielerorts sichtbar. Besonders die Ume-Blüten, das heißt, die Blüten der Japanischen Pflaume, die als Vorboten des Frühlings gelten, waren schon voll und wunderschön aufgegangen. Trotz sonnigen Wetters erwies es sich dennoch als nützlich, heißen Kaffee und Taschenwärmer mitgebracht zu haben. Mit meiner Gruppe aus internationalen Studierenden, von denen sich die meisten nun schon fast ein halbes Jahr lang kannten und unseren japanischen Guides, die wir teilweise auch schon aus der International Lounge STELLA kannten, hatten wir viel Freude beim Gruppen-Sefies machen auf den Teichbrücken und beim Koi-Karpfen füttern und fotografieren. Auch das war – wir wussten es zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht – ein schöner letzter gemeinsamer Field Trip.

Bis Ende letzter Woche herrschte an der 南山大学 Nanzan-Universität noch Regelbetrieb, obwohl die Schulen in Japan landesweit bereits geschlossen waren – um einiges früher als in Deutschland. In dieser letzten Woche waren die Züge von 桑名 Kuwana nach 名古屋 Nagoya sowie die U-Bahnen zur Uni zum ersten Mal nicht überfüllt, aber es war gleichzeitig traurig, zu sehen, wie sich der Alltag Schritt für Schritt veränderte.

Dann ging aber alles schneller als es einem lieb sein kann: Aufgrund eines Trauerfalls in der Familie musste ich abreisen, aber am selben Tag wurde auch die Universität geschlossen und die Möglichkeit eines Online-Studiums eingerichtet, in dem wir unsere Japanisch-Kurse mit unseren Lehrerinnen und Lehrern fortführen können. Das Risiko war einfach zu groß, da viele Studierende – wie auch ich – täglich nach beziehungsweise durch Nagoya zur Uni mit den öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln mussten.

Am Freitag bekamen wir unsere eingereichten Kalligraphie-Ergebnisse zurück und durften schon eine offizielle Absolventen-Mappe mitnehmen, in die wir Ende Mai dann das Abschlusszeugnis legen können, das uns nach Abschluss des Online-Studiums zugeschickt wird. Anschließend konnte ich mich von meiner Japanisch-Lehrerin, 竹田先生 Takeda-sensei, verabschieden, mit der ich zukünftig online kommunizieren werde und abends fand schließlich die letzte Dormitory-Party statt, bei der sich alle internationalen Studierenden und auch ein paar Japanerinnen und Japaner voneinander verabschieden konnten.

 Kurz darauf hieß es auch Abschied nehmen von Nagoya, Kuwana, meiner Gastfamilie und unseren sieben (!) Katzen (Komame, Miko, Très, Milky, Dicha, Itsuko und Chibi). Ich hatte am Wochenende noch einmal die Möglichkeit, alle meine Lieblingsplätze in 栄 Sakae und 大須 Ōsu ein letztes Mal zu besuchen und mir einen eigenen Kimono sowie ein paar Andenken zu kaufen. Meine Gasteltern, die wenige Tage zuvor Großeltern geworden waren, luden mich noch einmal zu einem Abschiedsessen ein und meine japanischen Freundinnen vom Deutschen Stammtisch kamen an meinem Abreisetag zur Nagoya Station, um mir dort nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen auf Wiedersehen zu sagen.

Über ein halbes Jahr lang war Kuwana nun mein Zuhause, doch jetzt war der Tag gekommen, an dem ich mich in der 桑名市役所 Kuwana City Hall wieder abmelden und meine japanische Krankenversicherung beenden musste. Während nach meiner Ankunft im September noch meine Gastmutter alle behördlichen Angelegenheiten für mich geregelt hatte, weil ich damals fast gar nichts verstand, was mir dort gesagt wurde, ging ich diesmal alleine und sprach selbst mit den Beamten. Während man die meisten Fortschritte, die man während eines Auslandsaufenthaltes in einer anderen Kultur mit einer anderen Sprache macht, erst langsam bemerkt oder auch erst im Nachhinein, war das noch einmal ein richtiges Erfolgserlebnis und es zeigte mir, wie viel ich tatsächlich gelernt habe.

Ich werde Nagoya und Kuwana schmerzlich vermissen. Über Nagoya habe ich bereits einiges geschrieben, aber Kuwana habe ich mindestens genauso zu schätzen gelernt. Anfangs erschien mir das lange Pendeln zur Uni als lästig, aber inzwischen bin ich froh, in Kuwana gewohnt zu haben. Nagoya war einfach zu weitläufig, um alles dort gesehen zu haben, aber Kuwana konnte ich noch recht gut zu Fuß durchlaufen; ich konnte Lieblings-Spazierwege ausfindig machen, zum Stadtende an der Flussmündung des Ibi Rivers und des Nagara Rivers laufen, ich entdeckte relativ schnell die wichtigsten Gebäude und Einkaufsmöglichkeiten.

Kurzum: Kuwana fühlte sich an wie ein richtiges Zuhause.

Ich möchte an dieser Stelle in den nächsten Wochen noch von ein paar weiteren Erlebnissen aus meinem ersten Semester erzählen.

じゃ、またね。Bis bald!

Im Moment herrscht wieder normaler Uni-Alltag an der Nanzan-Universität, zumindest in meinen Japanisch-Kursen. Japan ist etwas in Habachtstellung bezüglich des Coronavirus und es tragen deutlich mehr Menschen in der Stadt eine Mundschutzmaske als gewöhnlich, aber solange es noch keine rasante Ausbreitung gibt, verläuft alles wie geplant, außer, dass leider ein Field Trip für das Wochenende abgesagt wurde.

Was aber macht man, wenn man doch mal etwas Freizeit neben der Uni hat, alle Vokabeln und Kanji gelernt, die Hausaufgaben erledigt und die 作文 Sakubun /Aufsätze geschrieben hat? Eine gute Idee ist immer, nach 大須 Ōsu zu fahren und sich dort zum Beispiel mit Freunden zu treffen. Der Ōsu-Distrikt liegt südlich zwischen Nagoya Station und Sakae. Während Sakae sozusagen das City Center darstellt, kommt der Ōsu Shopping District einer Fußgängerzone beziehungsweise Shoppingmeile am nächsten. Wenn man aus der U-Bahn-Station Ōsu Kannon kommt, trifft man jedoch zuallererst auf den großen buddhistischen Tempel 大須観音 Ōsu Kannon.

Ōsu Kannon wurde ursprünglich 1333 an einem anderen Ort gebaut, aber 1612 an seinen jetzigen Platz in Nagoya verlegt. Der Platz um den Tempel herum ist geräumig, aber gleichzeitig nicht zu groß und da er von einigen Bäumen eingerahmt wird, ergibt das zusammen mit den nicht allzu hohen Gebäuden ringsum sowie dem Kiesboden auf dem Platz inklusive Glockenkonstruktion mit Dach ein beschauliches Bild und es entsteht ein angenehmes Flair. Den Eingang zu dem Tempel erreicht man über eine breite Treppe, dann stößt man sogleich auf ein riesiges rotes Lampion in der Eingangshalle. Daneben kann man Räucherstäbchen oder Kerzchen entzünden und im Inneren kann man, nachdem man sich verbeugt und ein paar Yen dargeboten hat, vor dem Altar am Gong-Seil ziehen und anschließend für etwas beten.

Direkt neben dem Tempelplatz führt die erste überdachte Geschäftsstraße tiefer in den 400 Jahre alten Distrikt mit inzwischen über 1200 Läden, wo man einfach ziellos durch die Shoppingarkaden schlendern, Souvenir-, Bücher-/Manga-, CD-/DVD-/Anime-, Figuren- und Kleidungsgeschäfte durchstöbern, Snacks und japanische sowie internationale Gerichte in kleinen Restaurants und Cafés bekommen und in den lauten Game Arcades die typischen bizarren japanischen Spielautomaten ausprobieren oder sein Glück an den Kuscheltiergreifarmen versuchen kann. Relativ schnell quasi zu einem Stammlokal von meinen amerikanischen Freunden und mir wurde „Solo Pizza“, ein italienisches Restaurant, in dem man schnell mal vergessen kann, dass man sich inmitten von Japan befindet. Wenn man aus den überdachten Straßen zufällig nach draußen abbiegt, kann man auch mal auf einen Shintō-Schrein mit den dazugehörigen markanten roten Torii-Torbögen stoßen. Im Gegensatz zu Sakae schließen die Geschäfte und Restaurants in Ōsu allerdings gegen Abend.

Das absolute Highlight, das ich in meinem ersten Semester in Ōsu erlebt habe, war das 大須大道町人祭 Ōsu Street Performer's Festival, das zeitgleich zum Nagoya Festival stattfand, sodass dort nicht nur die zentrale Parade der Oiran mit Gefolge zu sehen war und eigene (Straßen-)Künstlerinnen und Künstler, Musiker, Tänzer, Zauberer sowie Idolgruppen und Ringkämpfer in einem eigens aufgebauten Ring auftraten, sondern auch einige Paraden des Nagoya Festivals, unter anderem die der berühmten Three Feudal Lords Nagoyas durch Ōsu zogen.

じゃ、またね。Bis bald!

An der Nanzan-Universität haben wir Austauschstudierenden zurzeit für eine Woche Seminarpause. Alle anderen Studierenden haben sowieso Ferien, für die geht es erst wieder im April los, es ist also gerade ziemlich ruhig. Zeit, sich ein bisschen in Nagoya umzuschauen!

Nagoya war die erste japanische Stadt, die ich gesehen habe und daher war mein erster Eindruck, dass die Stadt außergewöhnlich sauber ist. Nachdem ich nun in vielen Städten war, kann ich sagen, dass das für viele Städte in Japan gilt. Das zweite, was mir auffiel, war, dass es kaum bis teilweise gar keine Mülleimer gibt. Interessanterweise stellt das keinen Widerspruch dar

Die zwei größten Anlaufstellen in Nagoya sind zweifelsfrei der Bahnhof 名古屋駅 Nagoya Eki / Nagoya Station im Westen und 栄 Sakae im Zentrum der Stadt. Nagoya Station ist flächenmäßig einer der weltgrößten Bahnhöfe und vereint den unterirdischen Subway-Bahnhof auf mehreren Ebenen, daran angrenzend gleichermaßen innen gelegen die Bahnhöfe Meitetsu Nagoya und Kintetsu Nagoya für die Regionalzüge sowie den Freiluftbahnhof für die Shinkansen, die Hochgeschwindigkeitszüge. Darüber thronen die JR Central Towers, zwei Wolkenkratzer mit einer Höhe von über 50 Stockwerken. In dem ganzen Komplex findet man eigentlich alles, was man braucht: einen Food-Market, zahlreiche Restaurants, Bücherläden, Elektronikgeschäfte und so weiter. Das Viertel um Nagoya Station ist ebenfalls sehr frequentiert: Zwischen Hotels und Hochhäusern gibt es auch kleinere Gassen mit traditionelleren Restaurants, aber auch Spiel-Arkaden, Kinos, Event-Locations und mehr.

Der place to be in Nagoya ist trotzdem Sakae. In Sakae befinden sich die großen Einkaufszentren, die Shopping-Meilen, viele Sehenswürdigkeiten, die Festival-Plätze und Klubs, Bars und Restaurants. Besonders auffallend sind der Oasis-21 Busbahnhof mit integriertem Untergrund-Einkaufszentrum und futuristischem ovalen, in wechselnden Farben illuminierten, begehbaren und mit Wasser gefüllten Dach, der Nagoya TV Tower, ein dem Eiffelturm ähnlich aussehender Fernsehturm, der 180 Meter hoch und zudem der älteste in ganz Japan ist, und das Sunshine-Einkaufszentrum mit direkt angeschlossenem Riesenrad. Dementsprechend verbinde ich mit Sakae auch bereits die meisten Erinnerungen: meinen Geburtstag habe ich hier mit Freunden gefeiert, zahlreiche Karaoke-Abende erlebt, das Nagoya Festival gesehen oder einfach in Restaurants, Bars und Cafés gesessen.

Wenn man von Sakae erzählt, darf man eigentlich Ōsu nicht unerwähnt lassen, aber darauf komme ich dann im nächsten Eintrag zurück.

じゃ、またね。Bis bald!

Erster Einwurf: Dass es fast keine Mülleimer gibt, liegt daran, dass die meisten öffentlichen Mülleimer im Nachklang des Giftgasanschlags in der U-Bahn in Tokyo 1995 entfernt wurden. Besonders in den ersten Wochen habe ich den ganzen anfallenden Plastikmüll (Japan, why??) mit nach Hause nehmen müssen; inzwischen kenne ich aber die Standorte der wenigen öffentlichen Mülleimer.

Zweiter Einwurf: In Japan gibt es 1. an allen Ecken Getränkeautomaten und 2. in fast jedem Block einen コンビニ (‚konbini‘ von engl. convenience store, Gemischtwarenlädchen), die sehr praktisch sind, wenn man schnell etwas braucht und nicht zu einem Supermarkt fahren möchte. Die Konbinis der amerikanischen Marken Lawson, Seven-Eleven und Family Mart sind größer als deutsche Spätis / Trinkhallen / Kioske / Tankstellenshops und preislich auch auf Supermarkt-Niveau. Allerdings wird automatisch jeder Gegenstand beim Kauf in eine Plastiktüte eingepackt. Ich habe zwar immer darauf bestanden, keine zu bekommen, trotzdem haben sich irgendwie auch bei mir welche angesammelt. Genauso verhält es sich mit vielen Produkten: Obwohl oft vakuumversiegelt, sind sie noch zusätzlich in Plastikverpackungen eingehüllt. Es bleibt zu hoffen, dass auch hier bald ein Umdenken einsetzt. Ich möchte mutmaßen, dass das wrapping bei Geschenken, also die Geschenkverpackung, die hier kulturell bedingt relativ bedeutend ist, da mit reinspielt.

Dritter Einwurf: Nachdem wir im Japanisch-Kurs die Kanji 名 (na/mei; 有名な = berühmt), 古 (furu/ko; 古い = alt) und 屋 (ya = Laden, Geschäft) gelernt hatten, dachte ich, 名古屋 Nagoya hat seinen Namen vielleicht aufgrund eines berühmten, alten Geschäfts bekommen, das es hier irgendwo einmal gegeben haben könnte (zusammengesetzt übersetzt sich (有)名な古屋 ganz grob in ‚berühmtes altes Geschäft‘). Inzwischen suche ich allerdings nicht mehr nach einem berühmten alten Laden, denn meine Deutung war etwas naiv und wie ich in meiner Recherche gelesen habe, zeigt „名古“ eine kollabierte Landform an und „屋“ (früher mit anderem Kanji geschrieben) weist hier auf Auen hin, also handelt es sich wohl vielmehr um ein ehemaliges „Auenland unter Klippen“, was durchaus nachvollziehbar ist, wenn man die umliegenden Berge und die zahllosen Flüsse in der Gegend in Betracht zieht.

Das neue Semester ist erst anderthalb Wochen alt, aber ich bin schon wieder mittendrin im Japanisch-Lernen. Wir haben bereits eine Rede halten müssen, eine Lektion-Klausur, drei Vokabel-Tests, einen Kanji-Test und ein kurzes Essay auf Japanisch geschrieben und auch für morgen muss ich wieder 30 Vokabeln lernen, unter anderem ぬいぐるみ (nuigurumi, Stofftier), チョコレート (chokorēto, Schokolade) und 両親 (ryōshin, Eltern). Der Japanisch-Kurs (Communication Class) findet täglich ab 9:20 Uhr für 90 Minuten statt. Mein Kurs in Japanisch II besteht aus 12 Austauschstudenten, darunter am meisten Amerikanerinnen und Amerikaner, zwei Studierende aus Schweden und einer aus der Ukraine; meine Lehrerin ist Takeda-sensei 竹田先生 und wir eilen zwar mit rasender Geschwindigkeit durch unser 383-seitiges Kursbuch, aber die meisten Aufgaben zielen auf ein Partnergespräch ab und es wird generell hauptsächlich gesprochen im Unterricht und nur wenig geschrieben. Damit ist der Sprachkurs schon wesentlich besser als jener, den man aus der Schule kennt und wenn man das Glück hat, lustige Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie eine nette Lehrerin zu haben, macht auch das Anwenden der scheinbar kompliziertesten Grammatik noch Spaß.

Während im Japanisch-Kurs der Stufe I noch viel Grammatik auf Englisch erklärt wird, wird im Level-II-Kurs nur noch Japanisch gesprochen. Hiragana ひらがな, eine der drei Schriften der japanische Sprache mit 42 Zeichen, kannte ich schon aus meinem Kurs an der TU; Katakana カタカナ, die 2. Schrift mit ebenfalls 42 Zeichen für nicht-japanische Wörter, habe ich dann so richtig in meinem ersten Semester in Japan gelernt. Die dritte, Kanji 漢字, bei der chinesische Schriftzeichen anstelle von Hiragana verwendet werden, hört man eigentlich nie auf zu lernen – das Ziel meines Kurses ist es, dass wir am Ende des Semesters 320 Kanji lesen und schreiben können. Kanji-Zeichen werden 3x die Woche in einem zusätzlichen 90-minütigen Kurs (Reading & Writing Class) geübt. Dort werden auch Geschichten gelesen, Essays geschrieben und Lieder gesungen, zum Beispiel „Let It Go“ aus Frozen (ありのままで~ Ari no Mama de, kann man auf Youtube finden). Japanisch zu lernen ist zwar Fleißarbeit, aber ich werde täglich damit belohnt, dass ich ausführlicher mit meinen Gasteltern sprechen kann, in Gesprächen mit japanischen Studierenden mehr verstehe und einbringen kann, endlich auch bei den japanischen Kanji-Quizshows im TV mitraten, mich in Nagoya besser navigieren, Schilder und Werbung in den U-Bahnen und in den Zügen besser lesen kann und auch Ansagen verstehe.

Um halb 1 gibt es eine einstündige Lunch-Pause an der Nanzan-Universität, in der man in eine von mehreren Mensen gehen kann oder sich Mittagessen bei einem Food-Truck kaufen kann, die des Öfteren zur Uni kommen. Gleich zu Beginn meines ersten Semesters wurde ich von japanischen Studierenden, die Germanistik als Hauptfach haben, eingeladen, einem „Deutschen Stammtisch in Nagoya“ beizutreten, und seitdem hat unser Stammtisch regelmäßig zusammen Mittag gegessen und einmal im Monat in einem Restaurant oder einer Bar in der Stadt ein Abendessen veranstaltet, außerdem sind wir Karaoke singen gegangen – eine ganz typisch japanische Freizeitbeschäftigung.

Für jemanden, der seit 22 Jahren kein Fleisch und keinen Fisch isst, war es am Anfang in Japan erwartungsgemäß etwas frustrierend: in vielen Restaurants und auch in den Nanzan-Mensen gibt es wenig bis keine vegetarische Option und auch die Speisekarten und speziellen Angebote sind für nicht-Muttersprachler nicht unbedingt lesbar, weil handgeschriebene Kanji verwendet werden, aber wenn man gleich zu Beginn ein paar Standard-Phrasen lernt (肉と魚なしおねがいします – ohne Fleisch und Fisch, bitte) und nett bei den Bedienungen beziehungsweise in der Mensa-Küche anfragt, lässt sich auch hier eine Lösung finden. Einfacher ist es in meiner Gastfamilie: Meine Gastmutter kocht für mich so ziemlich dasselbe wie für die Familie und ersetzt alles nicht-Vegetarische durch Tofu und Soja-Fleisch, beides in Japan äußerst lecker und nicht zu vergleichen mit den Produkten in Deutschland!

Man wünscht im Übrigen nicht anderen Personen einen guten Appetit, sondern bedankt sich für das erhaltene Essen, bevor man zu essen beginnt mit いただきます(itadakimasu) und bedankt sich erneut für das leckere Essen, nachdem man fertig gegessen hat mit ごちそうさまでした (gochisou sama deshita).

Nach der Lunch-Pause, in der man aber nicht unbedingt in einer Mensa etwas essen muss, sondern auch zu den zahlreichen Student-Clubs gehen kann (von Sport über interkulturelle Angebote bis hin zu Kunst ist alles dabei), finden Nachmittags-Seminare statt, von denen sehr viele auf Englisch gehalten werden. Man kann 3-5 Seminare zusätzlich zu den morgendlichen Sprachkursen wählen. Im letzten Semester habe ich folgende Seminare belegt: „Intercultural Competence: Seeing Beyond Cultural Filters“, das mir sehr beim Reflektieren von vielen Erfahrungen geholfen hat und mich im Hinblick auf Ethnozentrismus sensibilisiert hat, „Japanese Culture and Art“, wo wir die wichtigsten historischen Epochen Japans im Hinblick auf kulturelle Entwicklungen und Einflüsse sowie künstlerische Errungenschaften kennengelernt haben, „Japanese Popular Culture”, ein Seminar, in dem wir hauptsächlich die Popkultur in den Fokus genommen und Anime-Episoden analysiert haben, und außerdem „Woodblock Printing (Hanga)“, wo man das traditionelle Kunsthandwerk des japanischen Holzschnitts und -drucks erlernt. Jedes einzelne dieser Seminare hat mir die japanische Kultur entschieden nähergebracht.

In diesem Semester habe ich nun „Calligraphy (Shodō)“, „Special Lecture on the 3/2011 disaster: Reading ‘Fukushima’ in Japanese Literature and Popular Culture” und „Traditional Japanese Dance (Odori)” gewählt und habe auch jetzt wieder die berechtigte Hoffnung, dass jedes dieser Seminare überaus interessant wird.

Die nächsten Wochen werden es zeigen!

じゃ、またね。Bis bald!

みなさん、こんにちは。Minasan, konnichiwa! Hallo, alle zusammen! Gestern begann mein zweites Semester an der 南山大学 Nanzan University in 名古屋 Nagoya. Nagoya liegt im Herzen Japans etwa in der Mitte zwischen Tokyo und Osaka und ist die drittgrößte Stadt Japans, jedoch bedeutend weniger bekannt als die zuvor genannten Städte – was es zu ändern gilt! Als fast einzige Sehenswürdigkeit wird immer Nagoya Castle genannt, die zwar wunderschön ist, aber es gibt tatsächlich sehr viel mehr zu sehen und auch nach meinem ersten Semester habe ich noch nicht die ganze Stadt gesehen!

Ich selbst wohne bereits seit viereinhalb Monaten und noch für ein weiteres halbes Jahr in einem beschaulichen Städtchen namens 桑名 Kuwana, südwestlich von Nagoya, in einer Gastfamilie. Ich wohne mit meinen Gasteltern, beide Mitte 60, in einem eher westlich geprägten modernen Haus in einem nicht sehr dicht besiedelten Stadtteil mit einem Bahnhof in Fußweg-Nähe und pendle jeden Tag mit den immer pünktlichen Zügen und U-Bahnen zur Universität.

In dieser ersten Woche des Semesters findet dort zunächst ein Orientierungsprogramm statt, welches mit einem Japanisch-Einstufungstest begann, da alle internationalen Student*innen an meiner Universität in erster Linie ein Sprachprogramm absolvieren, das mit weiteren Kursen nach Belieben ergänzt werden kann. Weil ich aber nicht neu eingestuft werden muss, sondern meinen Sprachkurs im nächsthöheren Level fortsetze, begann der Tag für mich mit der Willkommensfeier, bei der es immer viele freundliche und motivierende Worte sowie ein buntes Buffet gibt.

Ich habe mich schon im letzten Semester sehr wohl auf dem Campus und in den Seminaren gefühlt und bin jeden Tag trotz einer Menge Vokabel- und Kanjitests gerne zur Uni gegangen, da alle Mitarbeiter*innen, Dozent*innen und japanische Student*innen immer dafür gesorgt haben, dass alle – ob mit vielen Japanisch-Kenntnissen oder noch wenigen – sich überall zurecht fanden und eine sehr gute Zeit hatten. Deshalb bin ich auch jetzt wieder gespannt, was das neue Semester alles Spannendes bereithält, auch wenn die Winterferien mir die gute Gelegenheit gegeben haben, ein bisschen durch Japan zu reisen! Dazu vielleicht später mehr.

Die Aussicht für die nächsten Tage ist typisch für den Winter in Nagoya: 11°C und Sonne! Ja, Dortmund ist zwar ganz schön, aber das Regenwetter vermisst man dann doch nicht so sehr.

じゃ、またね。Bis demnächst!

Lydia

Lydia sitzt auf einer Treppe © Lydia M.​/​Privat

Goodbye City - Hello Mountains!

Hi! Ich bin Lydia und ich werde euch in diesem Semester von meinem Auslandsaufenthalt in 2.106 Metern Höhe berichten. In Flagstaff werde ich an die Northern Arizona University (NAU) gehen und einen Winter mit viel Ski fahren und Studieren verbringen. Da ich als Stadtkind in Dortmund aufgewachsen bin, kann ich es kaum erwarten in einem Ort wie Flagstaff zu leben, welcher wunderschöne Landschaften und alle 4 Jahreszeiten zu bieten hat.

Seit einer dreiwöchigen Reise in die USA, möchte ich einen tiefergehenden Einblick über das alltägliche Leben in diesem Land erhalten, welches mir nun durch mein Auslandssemester an der NAU ermöglicht wird.

Ich freue mich darauf die USA in ihrer Vielfältigkeit kennenzulernen und zu erkunden, und diese Erfahrungen mit euch zu teilen.

Studiengang: Erziehungswissenschaften

Austauschprogramm: Bilateraler Austausch

Nach langer Zeit schaffe ich es mich aufzuraffen und einen neuen Blogbeitrag zu schreiben. Eventuell den letzten, da mein Semester an der NAU jetzt offiziell vorbei ist. Das Semester ging online weiter und ich reichte alle Unterlagen über die NAU online Plattform ein. Ich habe bisher nur A‘s und bin trotz der schwierigen Situation Stolz auf mich, dass ich das Semester hervorragend gemeistert habe. Eins meiner Finals war ein Video über eine Geschichte aus meinem Leben und ich habe mich entschieden ein Video über meine Auslandserfahrung mit dem Coronavirus zu machen: https://youtu.be/JHtjp49VbjE

Es ist definitiv eine schöne Erinnerung an mein Auslandssemester und hat mir auch gezeigt, wie schwer es ist Englisch zu sprechen, wenn man mit einem Mikrofon spricht. Die Noten bringen mir für mein Studium nichts, jedoch habe ich viele Erfahrungen sammeln können. Mein Zeit- und Organisationsmanagement konnte ich durch mein Auslandssemester deutlich verbessern. Ich habe die richtigen Prioritäten in den USA gesetzt und bin viel gereist, auch wenn es nur 2 1/2 Monate waren. Trotzdem habe ich die Uni Aufgaben nicht vernachlässigt. Ich habe einen Kurs noch abgewählt als ich in Deutschland gelandet bin, da ich einen Kurs mehr hatte als ich überhaupt brauchte und da mich die Situation allgemein zuerst sehr überfordert hatte.

Jeder Mensch muss momentan zurückstecken, jeder ist eingeschränkt und jeder hat seine eigene Covid-19 Geschichte, trotzdem war es schwer für mich zu akzeptieren, dass mein Auslandsemester jetzt so mir nichts dir nichts vorbei ist und ich zuhause bin.

„Sei doch froh, dass du jetzt sicher in Deutschland bist.“ „Das Gesundheitssystem ist hier auch viel besser.“ „Du hättest dort doch sowieso nichts mehr machen können.“

Wie oft ich diese Sätze in den letzten Monaten von anderen oder von mir selbst gehört habe. Natürlich wäre es nicht mehr so geworden, wie man es schon fest geplant hatte. Ich hätte meine Tante in Alaska Ende April besucht, sie nach über 20 Jahren gesehen. Springbreak wäre ich in Mexiko gewesen, ich wäre mit meinem Freund an die Westküste und mit meinen Eltern und meiner besten Freundin würde ich derzeit unterwegs sein in den USA und einen Roadtrip machen. Wir würden uns noch Chicago angucken, bevor es am 29.05 nach Deutschland gehen würde. All diese Erfahrungen und noch viele mehr konnte ich nicht machen. Und das macht mich häufig noch traurig. Es ist okay zu trauern, wenn man etwas verliert.

Und trotzdem habe ich in den letzten Wochen gelernt nicht darüber nachzudenken, was ich verloren habe, sondern was ich alles gewonnen habe. Ich war 2 1/2 Monate in den USA, habe die besten Freunde dort gefunden mit denen ich immer noch regelmäßig online Kontakt habe und die ich, sobald ich darf, besuchen werde. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe sind wunderschön gewesen.

Seitdem ich zurück in Deutschland bin steht die Welt still, alles passiert langsam und doch vergeht die Zeit so schnell. Ich bin nun seit zwei Monaten hier und es kommt mir vor wie ein paar Wochen. Ich habe bisher nur eine Handvoll Freunde wiedergesehen aufgrund der aktuellen Situation und freue mich wenn ich hoffentlich bald das erste Mal in diesem Jahr meine Omi wiedersehen darf.

Mein Freund und ich verbringen viel Zeit miteinander und Zeit mit der  Familie ist wichtiger denn je.

Nun beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben. Ich blicke auf meine Zeit an der NAU zurück und bin überglücklich dort gewesen zu sein. Flagstaff ist wunderschön, perfekt in den USA gelegen und das I-House war für mich der beste Ort zum Leben und ich kann es jedem empfehlen dort zu leben. Ich vermisse meine roommates unglaublich und freu mich sie hoffentlich bald wiederzusehen.

Von der NAU gibt es 25% der gesamten Housing Miete zurück, sodass wir nur noch ein Teil der Miete zahlen müssen für die Monate in denen wir nicht dort waren. Das ist immerhin etwas positives an der gesamten Situation.

Manchmal wünschte ich mir, dass ich einfach nochmal dorthin zurückgehe, jedoch ist dies finanziell einfach nicht nochmal zu stemmen in der nächsten Zeit, da man durch die ganzen gecancelten Flüge, etc. schon viel Geld verloren hat.

Jeder hat seine eigene Covid-19 und Study abroad Geschichte. Dies war meine.

Stay safe everyone.

And a special thanks to my five guys and girlstalk group! Thank you so much for making my study abroad unforgettable! I love you and miss you! :)

Für 2 1/2 Monate konnte ich nun meinen Traum in den US leben und nun... Hätte man mir letzte Woche erzählt, dass ich jetzt am Flughafen in London sitze anstatt mich in Mexiko in Puerto Vallarta zu sonnen, hätte ich es nicht geglaubt. Doch dann ging alles ganz schnell. Mittwoch kam die Nachricht, dass EU Bürger nicht mehr in die US für 30 Tage dürfen. Das hieß für mich: mein Freund kann mich Ende März nicht besuchen. Seitdem gibt es keinen Tag mehr an dem ich entspannen konnte. Wie geht es weiter mit dem Virus? Wie schnell wird er sich in den US verbreiten und werden wir davon betroffen sein? Die nächsten zwei Tage waren die längsten und schlimmsten meines bisherigen Lebens. Wenn man sich seit Jahren gewünscht hat in einem anderen Land zu studieren, wenn man sich seit Monaten drauf freut und Pläne schmiedet und dann eine Entscheidung treffen muss, ob man nachhause fliegt oder nicht aufgrund einer Pandemie, ist es einfach eine Situation, der ich keinem anderen Menschen wünsche.

Nun sind wir aber eine große Gruppe an Internationals und es ging in Gesprächen nur noch um die ungewisse Zukunft. Donnerstag wurde uns empfohlen den Mexiko Trip abzusagen, da man nicht wüsste, ob man als Europäer wieder in die US dürfte. Freitag entschied ich einen Flug nachhause zu buchen, da wir die Nachricht bekamen, dass wir die nächsten 2 Wochen nach Springbreak online Kurse haben.  Diese kann ich auch von Deutschland aus machen. Und nach den 30 Tagen, falls der Travel Ban aufgehoben wird zurückreisen. Dann verpasse ich nur eine Woche Uni. Nach einer schönen Abschiedsfeier am Samstagabend mit meinen internationalen Freunden, verabschiedeten sie mich alle morgens um 9.00 Uhr auf dem Parkplatz. Ich habe Freunde gefunden, die ich nun überall auf der Welt besuchen kann und die immer für mich da sind und sein werden und ich auch für sie. Es ging dann nach Las Vegas mit einer Freundin aus den Niederlanden, die auch zu ihrer Familie wollte. Nach einem halben Tag in Vegas, bei dem wir beide unglaublich nervös waren,
fuhren wir zum Flughafen und wir wurden mit erst 30 Minuten, dann 4 Stunden und dann 5 Stunden Flugverspätung begrüßt. Nach Ewigkeiten warten, konnten wir endlich um 3 Uhr nachts (Las Vegas Uhrzeit) losfliegen und landeten um 19.00 Uhr nach Englischer
Uhrzeit in London. Mein Flug nach Hannover wäre um 16 Uhr gegangen. Von dort aus ging es nun in ein Hotel, leider bekamen Romy und ich getrennte Hotels, sodass wir uns beim Shuttle suchen verloren und uns nicht wiedersehen konnten. Heute Morgen ging es völlig erschöpft und mit Jetlag zum Terminal und nun warte ich seit zwei Stunden am Flughafen, mein Flug geht um 16.05 Uhr und ich hoffe einfach nur noch, dass ich in Hannover ankomme und mein Gepäck nicht verloren geht. Nach drei Tagen Heimweg, freue ich mich einfach nur noch auf ein Bett und aufs Ankommen. Ich bin froh, dass die schlimmste Woche meines Lebens morgen vorbei ist. Es ist so viel schief gegangen. Viele andere Internationals sind derzeit auch auf dem Weg nachhause. Sich von jetzt auf gleich zu verabschieden und getrennte Wege zu gehen und all seine Pläne, die man in den US hatte wegzuwerfen ist einfach nur erschöpfend und unglaublich traurig.
Ich kann leider nichts Positives derzeit berichten, aber ich werde euch alle weiterhin auf dem Laufenden halten, wie es mit den online Kursen weitergeht. Heute Morgen kam nämlich dann die E-Mail, dass alle Kurse in diesem Semester online beendet werden, sodass ich von Deutschland aus nun mein Semester beenden kann. So habe ich mir das alles nicht vorgestellt. Aber ich hatte immerhin 2 1/2 wunderschöne Monate, von denen ich euch noch weiterhin berichten werde. Genauso werde ich erzählen, wie es in Deutschland ist die Kurse virtuell zu beenden. Einen Kurs zum Beispiel habe ich nun ab nächster Woche jeden Dienstag von 0.00-2.30 Uhr nachts. Das wird definitiv eine neue Erfahrung für mich.

Heute ist der Tag an dem es endlich auf die Piste geht! Veerle und ich haben ein Beginnerkurs Angebot gebucht, obwohl ich schon mal n Kurs gemacht hatte. Der Preis war jedoch unschlagbar und ich dachte, dass ich die Basics definitiv nochmal lernen kann. Es ging los nach downtown und von da aus wollten wir mit dem Shuttle hoch in die Berge. Leider fährt der Shuttle nur am Wochenende und morgen zum letzten Mal. Super. Wir riefen uns ein Lyft und fuhren mit dem Auto den Berg hoch durch den Wald mit atemberaubender Landschaft. Flagstaff ist wunderschön und ich freue mich jeden Tag die Möglichkeit zu haben hier zu studieren. Alleine, dass wir so viele Internationals sind und man unglaublich einfach an die schönsten Orte in den USA reisen kann, ist ein Riesen Bonus. Und jetzt noch das Ski fahren mit dieser Aussicht. Ich kam schnell wieder rein ins Ski fahren und konnte nach der Beginner Basic Stunde alleine den Lift hochfahren. Kleinere Lifts hier sind überhaupt nicht gesichert, was mich ein wenig schockiert hat, da man trotzdem in 6 Metern Höhe ist und sich bei einem Fall definitiv verletzen kann. Ansonsten ist der Snowbowl ein Geheimtipp für Skier. Es ist ein kleines Skigebiet, aber alleine für die Aussicht auf den Wald und die anderen Berge lohnt es sich und der Schnee ist super glatt und ohne Hügel.

Nach dem Ski fahren saßen wir noch im Restaurant, welches kurz vorm schließen war, sodass wir übrig gebliebenes Essen umsonst bekamen. Ich finde die Idee unglaublich gut, dass man Essen verschenkt, anstatt es wegzuschmeißen. In Deutschland gibt es mittlerweile Apps, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Trotzdem gibt es immer noch viele Geschäfte, die Berge an Lebensmitteln pro Tag wegwerfen. Allgemein gibt es auch mehr Verpackungsmüll in den USA. Jede Kleinigkeit ist in Plastik umhüllt. Wir haben bisher noch kein einziges Mal Plastiktüten für den Müll gekauft, da wir einfach die Tüten von den Supermärkten nehmen, die man immer umsonst bekommt. Ich schweife ab. Nach dem Essen bestellen wir uns ein Lyft nachhause, jedoch ist keins in der Nähe, sodass wir nicht nachhause kommen. Ich frage unseren Skilehrer nach Hilfe, der zufällig noch da ist und er bringt uns komplett nachhause. Wir waren unglaublich dankbar, dass wir irgendwie nachhause gekommen sind, sodass wir keine Sekunde darüber nachdachten, ob es sicher ist bei einem Fremden ins Auto zu steigen. Wobei wir ja sonst auch zu Uber Fahrern ins Auto steigen. Zu Fuß wären es nach Downtown Flagstaff 22 Kilometer gewesen, die man nicht mal eben so laufen kann.

Wieder zuhause war ich unglaublich erschöpft, sodass ich mir eine Auszeit gönnte und einfach nur eine Serie guckte. Am Samstag geht es nämlich auch um 6.30 Uhr raus, denn es steht ein Ausflug zum Grand Canyon an. Zusätzlich müssen abends Hausaufgaben erledigt werden. Samstagabends Hausaufgaben machen gehört manchmal zu der Auslandserfahrung dazu, vor Allem wenn man viel Reisen, aber trotzdem gute Noten haben möchte. Es stehen nämlich Midterms an. Kaum zu glauben, dass ein halbes Semester um ist. Bisher kann ich sagen, dass ich die Zeit so gut es geht nutze. Alle meine kommenden Wochenenden sind verplant und ich freue mich auf alles was noch kommt und bin dankbar für alles, was ich bereits sehen und erleben konnte.

Heute ist der 19.02.2020! Ich werde 23 Jahre alt, dafür dass ich mich in den freshman Seminaren schon alt gefühlt habe (die meisten die im ersten Jahr sind sind 18), fühle ich mich jetzt natürlich noch älter. Der Unialltag mit circa 150 Seiten pro Woche lesen, mehreren Quizzen und Assignments ist derzeit wirklich stressig und ich überlege, ob es nicht doch schlauer gewesen wäre nur 12 statt 15 credits zu besuchen.
Dieses Wochenende war Valentinstag super riesig und wir haben mit dem International Office gemeinsam Karten gebastelt und abends ging es mit Freundinnen italienisch essen bei Olive Garden, was sehr nah am Campus ist und unglaublich lecker und anschließend zum Cabaret, wo vorher Fragen zum Thema Sex, sexuelle Identität, geschlechtliche Identität, etc gestellt worden sind. Uns erwarteten danach wunderschöne Choreos am Silk, Hoop, Trapez und der Pole. Ich war begeistert und die anderen ebenso. Allgemein was Sex Education hier angeht, habe ich bereits Geschichten gehört, die mich erschrocken haben. Bei einem Spieleabend mit Freunden, hat eine Amerikanerin erzählt, dass sie in der Schule eine Rose in die Hand bekommen hat und von dieser sollten die Schülerinnen die Blätter ausreißen. Anschließend sagte der Lehrer: So eine Rose möchte kein Mann mehr haben, genauso ist das, wenn ihr zu oft Sex habt. Abstinenz wird in vielen High Schools als Sex Education angesehen, sodass viele Jugendliche nicht richtig aufgeklärt sind. Das darf und kann man natürlich nicht verallgemeinern, aber es ist trotzdem ein Beispiel für einen kulturellen Unterschied.

Am Samstag ging es mit zwei Freundinnen das erste Mal Frühstücken in Downtown und anschließend durch die Stadt Bummeln. Es gibt super coole, alternative Geschäfte und Thrift Shops in Flagstaff und man erkennt sofort, dass man in einer Studentenstadt ist.

Anfang Februar besuchten wir Las Vegas an einem Wochenende und es war einfach eine Erfahrung fürs Leben am Strip zu sein, wo unglaublich viele Filme gedreht wurden. Und es ist einfach genauso faszinierend wie in den Filmen. Mit dem FlixBus kommt man für $5 nach Las Vegas und es lohnt sich wirklich ein Wochenende dort zu verbringen, wenn man an der NAU studiert.  Vorletztes Wochenende ging es zu einem NBA Spiel nach Phoenix. Es war spannend und hat viel Spaß gemacht zu beobachten, aber American Football finde ich doch ein wenig interessanter. Basketball ist ein sehr schnelles Spiel, wenn man zwei Minuten am Handy ist, kann man das halbe Spiel verpassen. Allein die Atmosphäre bei so einem Spiel muss man mal erlebt haben. Ich hoffe, dass ich noch einmal die Zeit habe ein Spiel zu sehen.

Ein Monat lebe ich nun in den USA und ich kann sagen, dass ich mich wirklich gut eingelebt habe. Ich gehe gerne in die Kurse und habe das Gefühl, dass ich hier mehr Themen fürs Leben mitnehme als in den Seminaren in Deutschland. Qualitativ ist es wirklich nicht schwer, es ist nur quantitativ unglaublich viel zu tun, sodass ich Probleme habe, alles unter einen Hut zu bringen. Die Balance zwischen Vollzeitstudentin und Weltenbummlerin muss ich definitiv noch verbessern. Man muss unglaublich viel lesen, Texte zusammenfassen, Quizze beantworten, Tagebuch oder Blog schreiben, malen, und und und. 15 credits waren eventuell doch ein Kurs zu viel für mich, aber droppen will ich auch keinen, da ich alle interessant finde. Nachdem ich das meiste für die Uni fertig hatte, ging es dieses Wochenende mit dem FlixBus für $5 pro Fahrt nach Las Vegas! Wir hatten ein unglaublich günstiges aber empfehlenswertes Hotel in der Nähe vom Strip und wir waren begeistert vom Strip. Die Hotels sind unglaublich schön, in einem sieht es von innen aus wie in Venedig, in einem anderen (Bellagio) ist eine wunderschöne Glasdecke. Die Wassershow und parallel die Lichtshow vom Fake Eiffelturm sind einfach atemberaubend. Wir genossen das Wochenende in vollen Zügen und ich konnte am Samstag Abend (umsonst) Martin Garrix live sehen, was definitiv eins meiner absoluten Highlights
war.

Anders ist in den USA beim Feiern ist, dass Männer für den gleichen Abend $50 zahlen mussten, hohe Schuhe bei Frauen empfohlen waren, da sie so attraktiver aussehen und Nike’s nicht in Clubs getragen werden dürfen, sodass Yannick und ich noch neue Schuhe kaufen mussten. Rein subjektiv und aus meiner persönlichen Erfahrung, habe ich das Gefühl, dass Sexismus hier auffälliger ist als in Deutschland. Das bemerke ich auch in meinem Kurs: Race, Gender and Media, wo wir viel über die Darstellung der Frau in Medien sprechen. Am Sonntag ging es zurück nach Flagstaff und wir schauten im International Pavillon mit Pizza und Snacks den Super Bowl. Leider verloren die 49ers gegen die Chiefs, sodass ich ein wenig enttäuscht war, aber es war trotzdem ein unglaublich gutes und spannendes Spiel und ich habe mich gefreut so ein Event live in den USA miterleben zu können.

Nachdem ich am Montag bemerkte, dass ich nun genau ein Monat in den USA bin, überkam mich ein wenig das Heimweh, sodass ich zuhause anrief. Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, da man nicht mal eben nachhause kann, um seine Liebsten zu umarmen, ein Mettbrötchen zu essen oder einfach bei der Lieblingsdöner Bude um die Ecke gehen kann, um sich einen Döner mit „allem außer scharfe Soße“ zu bestellen. Dafür kann ich hier Reeses, M&M Peanut Butter und Pancakes in Massen essen und meine Freunde hier umarmen. Ich lerne hier immer mehr, dass man auch wenn man mal Heimweh hat, sich immer auf das Positive fokussieren sollte. Nach einem Monat kann ich sagen, dass ich Freunde gefunden habe, die mich unterstützen und für mich da sind. Wir bauen uns gegenseitig auf und erleben Dinge miteinander, die unglaublich und unvergesslich sind. Ich freue mich definitiv auf die weitere Zeit, Heimweh gehört zu der Erfahrung dazu und man wird nur stärker davon. Es sollte einen auf keinen Fall abhalten ein Auslandssemester in Erwägung zu ziehen.

Traveling the world enriches your personality.

Um 9.00 klingelt der Wecker, um 9.30 Uhr stehen meine Mitbewohnerin und ich auf und wir machen uns gemeinsam fertig, um um 10.30 Uhr mit einem Lyft zum Mietwagenverleih zu fahren, wo wir ein Auto reserviert hatten. Für Timo, Yannick, Veerle und mich geht es heute nach Phoenix. Beim Mietwagenverleih reichte unser ganz einfache europäische Führerschein (Tipp: keinen Internationalen beantragen - spart euch das Geld) und schon ging die Reise los. $200 Kaution und $50 haben wir insgesamt bezahlt. Dafür, dass wir das Auto bis Sonntag 18 Uhr behalten dürfen, ist das unglaublich günstig und wir planen sofort am nächsten Tag nach Sedona zu fahren, um dort zu wandern. Der erste unsichere Fahrversuch in unserem kleinen (verglichen zu den amerikanischen wagen) Kia, ging zum Supermarkt gegenüber. Da ich auch zuhause ab und an mit einem Automatikwagen fahre, musste ich mich immerhin nicht noch daran gewöhnen. Die Straßen sind so viel breiter, was es anfangs ein wenig unübersichtlicher macht, aber man merkt schnell, wie entspannt es ist in den USA Auto zu fahren. Schnell fange ich an die Fahrt zu genießen, da ich gerne Auto fahre.

Nach nur 50 km ist man raus aus dem verschneiten, kalten Flagstaff und es wird abrupt wärmer und trockener draußen. Als erstes halte ich nach 70km auf einer wunderschönen Raststätte mit einer Aussicht, die so unrealistisch für uns ist, dass wir es nicht fassen können. Rote Steinberge und eine Wüstenlandschaft, die wie auf einem Hintergrundbild am Laptop aussieht. Außerdem werden wir von einem Schild begrüßt, dass in diesem Gebiet Schlangen und Skorpione sein können, was für uns auch ein völlig neues Schild ist und wir diskutieren darüber, was man tun sollte, wenn man eine Klapperschlange vor sich hat. Nach einer kurzen Pause, einem FaceTime Anruf nach Deutschland und vielen Bildern, geht es weiter auf unserem Roadtrip. Auch wenn wir uns erst seit einer kurzen Zeit kennen, machen wir gemeinsames carpool Karaoke zu ABBA, High School Musical und vielen weiteren Songs und reden über alles Mögliche. An der nächsten Raststätte erwartet uns eine völlig andere Aussicht, die uns ebenso umhaut wie die vorherige. Wir genießen die Wärme und die Wüste, bis es weitergeht und wir endlich Kakteen in der Wüste entdecken, die größer sind als wir.

Ich realisiere das erste Mal, dass ich wirklich in den USA bin und nun hier für ein paar Monate bleiben werde. In Phoenix angekommen, geht es zuerst nach Downtown und das erste was wir sehen ist die Arizona State University. Von da aus machten wir eine kurze Pause bei Starbucks, liefen durch die Gegend und aßen später mexikanisch, was man auf jeden Fall so nah an der Grenze zu Mexiko tun sollte, wenn man in den USA ist. In Phoenix Downtown ist es sehr ruhig für einen Samstag und allgemein ist die Stadt bisher noch nicht so spannend, aber das mexikanische Essen ist unglaublich lecker. Vom Restaurant geht es mit dem Auto weiter nach Scottsdale zu einer riesigen Mall und wir shoppen ein wenig. Auf dem Weg nachhause ist alles um uns herum dunkel und es ist leider von der schönen Landschaft nichts mehr zu sehen, aber es ist trotzdem unglaublich entspannt auf dem Highway zu fahren, da man nur zwei bis drei weitere Autos auf der Straße hat. Zuhause entspannten Veerle und ich noch ein wenig auf der Couch und guckten uns gemeinsam die Bilder unseres Ausflugs an.

Ich bin nervös und steige in Newark ins Flugzeug nach Phoenix. Im Flugzeug habe ich weder Entertainment noch Platz und ich habe viele unnötige Gedanken im Kopf. Was wenn irgendwas schief geht oder ich nicht in Flagstaff ankomme, da ich den Shuttle nicht finde. Irgendwann schlief ich dann ein. Kurz vor Phoenix sehe ich die Wüste von oben und die Sonne. In Phoenix angekommen, werde ich ein wenig ängstlich und mache einen Anruf nach Deutschland, um mich nicht auf mich allein gestellt zu fühlen. Ich warte 1 ½ Stunden auf mein Shuttle. Es sind 22 Grad in Phoenix und ich werde am Abend in Flagstaff von 4 Grad empfangen. So einen Unterschied nur zweieinhalb Stunden mit dem Auto entfernt ist ungewohnt. Liegt aber an den 2000 Metern, die es bergauf geht. Im Shuttle setze ich mich neben Sophie und wir verstehen uns auf Anhieb miteinander. Sie ist aus Australien und wir unterhalten und 2 Stunden lang. In Flagstaff angekommen laufen wir zu viert Richtung International House. Der Campus ist nicht mit dem von Dortmund zu vergleichen, auch wenn es hier ebenso in Nord- und Südcampus aufgeteilt ist. Es ist viel mehr wie eine kleine Stadt aufgebaut und man wohnt direkt neben Campusgebäuden. Das Apartment teile ich mir mit Veerle. Sie ist aus den Niederlanden. Mit ihr schlafe ich auch in einem Zimmer, was anfangs ein wenig ungewohnt war, aber ich gewöhnte mich schnell daran. Unser Einzelzimmer nebenan ist frei, jedoch ist die Tür abgeschlossen und wir müssten mehr zahlen, wenn wir dieses Zimmer mitnutzen wollen. Somit leben wir nur zu zweit, aber trotzdem im shared-room. Sofort am ersten Abend gab es im International Pavillon Pizza für uns und wir dekorierten unser Zimmer. Außerdem mussten wir uns im Laufe der Zeit erstmal komplett einrichten, da die Wohnung leer war. Kein Teller, keine Schüsseln, keine Töpfe, nichts.

Mittwoch (8.01) begann offiziell die Orientation Week und wir wurden sofort mit Namen und wichtigen Informationen überflutet. Es hat super viel Spaß gemacht so viele neue Leute kennenzulernen und man findet sofort Anschluss, da sich jeder in der gleichen Situation befindet. Untereinander verstehen sich bisher alle ganz gut und ich freue mich darüber eine Gruppe gefunden zu haben, mit der ich fast jeden Abend gemeinsam koche und was unternehme, egal ob es Sport ist, bei einem Basketball Spiel zuschauen oder gemeinsames Filmegucken. Die Auswahl an Sport ist enorm an der Northern Arizona University und alles ist mit einer verpflichtenden Athletic Fee abgedeckt. Somit konnte ich bereits meine Bahnen im, unglaublich modernen und neuen, Schwimmbad ziehen, das erste Mal Tennis spielen, einen Hiphop Kurs besuchen und auch einen Dance Variety Kurs, in dem wir eine Jazz Choreografie erlernten. Ich kann wirklich nur empfehlen das Sportangebot der NAU zu nutzen, da es unglaublich viel Spaß macht mit seinen neuen Freunden die Kurse zu besuchen. Am ersten Sonntag (12.01) machten wir mit ein paar Internationals einen 6,8 Km Hike zum Flagstaff Snowpark durch den Schnee und konnten dabei unglaublich schöne, eingeschneite Landschaften sehen. Im Snowpark aßen wir gemeinsam S’mores, die wir uns über einem Lagerfeuer selbst zubereiteten. Es war ein schöner Ausflug, der mir zeigte, dass ich in diesem Semester noch viel häufiger wandern möchte. Somit entschloss ich mich dazu dem NAU Hiking Club beizutreten und auch dem NAU Climbing Club. Ich hoffe, dass ich trotz der vielen Abgaben für die Uni genug Freizeit dafür haben werde.

Unibeginn war für mich erst am Dienstag (14.01), da ich meinen Kursplan so gewählt habe, dass ich zwar 15 Credits habe (12 braucht man auf jeden Fall), aber ich nur von Dienstag bis Donnerstag Kurse habe. Zwei Kurse habe ich zweimal die Woche und drei Kurse nur einmal die Woche, was für die Kurse an dieser Uni nicht so gewöhnlich ist, da viele dreimal wöchentlich stattfinden. Meine Kurse sind: Race, Gender and Media, Your Story, Connecting Across Cultures, Mass Communication and Human Behavior und Art Appreciation. In den Kursen muss ich wöchentlich Abgaben machen, die mit in die Note eingehen. Es ist alles ein wenig mehr, wie in der Schule, wo man wöchentlich Hausaufgaben aufbekommt. In meinem Kunstkurs muss ich beispielsweise jede Woche ein Bild mit Wasserfarbe malen und Notizen zur Vorlesung machen. Als Mid-Final und auch als Final wird ein doppelseitiges gemaltes Bild erwartet. Zusätzlich muss ich das zum Kurs dazugehörige Buch lesen und 4 Tests zum Inhalt des Buches machen, um diesen Kurs zu bestehen. Das klingt jetzt erstmal nicht wirklich nach Studieren, aber ich werde in den kommenden Wochen berichten, wie anspruchsvoll es hier wirklich ist und ob diese völlig andere Art von Lernen mir mehr beibringt, als das häufig verwendete, nur allzu bekannte „Bulimie lernen“ in Deutschland.

Die Bücher für die Seminare sind recht teuer, sodass ich empfehlen kann, diese im Bookstore für das gesamte Semester auszuleihen oder gebraucht bei Amazon zu ergattern. Insgesamt brauche ich zum Glück nur drei Bücher, sodass ich mit circa $200 davonkomme. Allgemein ist vieles hier manchmal sehr teuer, aber manchmal auch sehr günstig. So kann es vorkommen, dass man bei Sprouts (ein Supermarkt ähnlich wie Rewe) zwei Avocados für $1 bekommt, aber es kann auch passieren, dass man $10 für eine ganz normale Haarspülung bei Target (vergleichbar zu Kaufland, real) bezahlt, die in Deutschland 2€ kosten würde.

Am Wochenende geht es für mich mit einem Mietwagen das erste Mal nach Phoenix und wir haben am Montag einen Feiertag, da Martin Luther King Day ist. Einen Feiertag, den ich überhaupt nicht kannte und ich bin gespannt auf das, was mich erwartet. Man erlebt so viel Neues, sodass ich mich nach zwei Wochen USA schon so fühle, als würde ich schon viel länger hier leben. Ich kann allen zukünftigen Outgoings bisher empfehlen, jede Chance zu nutzen, um Neues kennenzulernen und zu entdecken, aber sich auch ab und an die Zeit für sich zu nehmen, um all die Eindrücke zu verarbeiten und gegebenenfalls auch mit Freunden und Familie aus Deutschland zu teilen. So profitiert man nicht nur selber von seinen Erfahrungen, die man während des Auslandssemesters macht.

Von jetzt auf gleich geht das Abenteuer Auslandssemester nach so langem Warten los. Weihnachten, Silvester, Neujahr: auf einmal ging die Zeit ganz schnell um und das Packen beginnt. Koffer packen fiel mir nicht schwer, aber das wieder Aussortieren, da man sonst über die 20 Kilo kommt, schon.

Sarah, eine Kommilitonin, die nach North Carolina zum Studieren geht, und ich werden am 3.01 zum Flughafen nach Amsterdam gebracht. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und los geht die große Reise. Der Check-In, der Security Check und das Boarding verlaufen reibungslos. 8 Stunden Flug nach New York gehen schnell um, auch wenn wir müde und erschöpft sind. Nach dem wir von dem One World Trade Center, dem 9/11 Memorial und dem Occulus mit schweren Koffern begrüßt wurden, gab es, nach dem Check-in im Hotel, italienische Pizza. Im Restaurant waren wir beide verwirrt, da das Zahlen ein wenig anders als in Deutschland abläuft. Man bezahlt meistens zuerst und schreibt dann auf wie viel Trinkgeld man geben möchte. Manchmal wird aber auch das Trinkgeld sofort mit drauf berechnet und manchmal kann man über ein iPad angeben wie viel Trinkgeld man bezahlen will. Jedes Mal wenn wir Essen gehen lief es anders ab und wir sind jedes Mal aufs Neue verunsichert, ob wir alles richtig machen. Aber das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich einpendeln. Völlig erschöpft planen wir nach der Pizza den nächsten Tag und freuen uns auf alles was wir erleben werden. Trotzdem erscheint es uns unrealistisch Deutschland nun für 5 Monate nicht zu sehen.

New York - die Stadt die niemals schläft hat diesen Namen sowas von verdient. Überall ist es hell, die Stadt ist laut und eizüberflutend. Und trotzdem hat sie etwas wunderschönes und atemberaubendes. Bereits bei einem Urlaub im September 2016 war ich von der Stadt begeistert.  Der Times Square sieht bei Tag und auch bei Nacht bunt und hell aus und man wird nur so von Eindrücken überflutet. Allgemein sieht New York bei Tag und bei Nacht wunderschön aus. Beides hat etwas einzigartiges. In Richtung Empire State Building liefen wir an der NY public library vorbei, die mich an Hogwarts erinnerte und etwas magisches an sich hatte. Da kann sich die TU Dortmund Bib gerne etwas von abgucken. Wobei ich nicht Lernen könnte, wenn ich ständig von Touristen fotografiert werden würde.

Das Flatiron Building wird leider renoviert, sodass es derzeit eher einer Baustelle ähnelt, jedoch war es trotzdem einen Besuch wert. Eines unserer Highlights war die Staten Island Ferry mit der man umsonst von Manhattan zur Staten Island kommt und dabei alles sieht, was New York zu bieten hat. Wir fuhren einmal tagsüber und einmal nachts. Diese Aussicht werden wir nie wieder vergessen.

Samstagabend ging es mit Football auf dem Hotelzimmer weiter. Im Moment sind Playoffs und durch meinen Freund bin ich bereits vor den USA mit der NFL in Kontakt gekommen. Nach jedem Spiel versteht man ein wenig mehr und ich freue mich, dass ich beim Superbowl im Februar in den USA bin. Sonntag ging es nicht über die Brooklyn Bridge, da eine Solidaritäts Demo gegen Hass aufgrund der aktuellen Reibungen zwischen der USA und dem Iran stattfand. Dafür konnten wir Montag in Ruhe über die Brücke laufen und die Aussicht genießen. Vom Rockefeller Center schauten wir den Sonnenuntergang über New York an. Leider kostet das ganze pro Person 46€, was wirklich nicht gerade günstig ist, aber da wir sonst bis auf Essen, was wirklich teuer in New York ist, noch nichts ausgegeben hatten war es in Ordnung und diese Aussicht muss man gesehen haben. Am Montag, den letzten Tag in New York, fanden wir heraus, dass es unglaublich günstig ist bei Dunkin Donuts zu frühstücken, sodass wir dies sofort in Angriff nahmen. Besonders lecker sind Croissants mit Ei und Käse (und Bacon) belegt. Nach dem Frühstück ging es zum One World Trade Center. Die 9/11 Memorials sind bewegend und bedrückend. Die Denkmäler erdeutlichen, wie dort alles eingestürzt ist. Trotzdem fällt es schwer sich vorzustellen, dass dort einmal Hochhäuser standen.

In der Nähe vom Memorial und dem World Trade Center gibt es wunderschöne bemalte Wände, was die Diversität, Toleranz und Vielfalt der Stadt untermalt. Ein weiteres Highlight unseres Städtetrips war die Grand Central Hall, die so prächtig und schön wie in vielen Filmen ist. Nicht zu vergleichen mit dem Dortmunder Hauptbahnhof.

Das Vessel und der High Line Park ist der krönende Abschluss unserer Reise nach New York und ist ein Must-See. Der High Line Park ist ein Park mitten in der Stadt zwischen den Gebäuden, wo früher Bahngleise waren. Man kommt nach dem ganzen Trubel, der in Manhattan war, runter und genießt den Park und die Aussicht.

Als Souvenirs gab es für uns beide NYPD Hoodies, da Sarah und ich die Serie Brooklyn 9/9 unglaublich feiern. Die Zeit in New York ging unglaublich schnell vorbei und trotzdem war es eine der schönsten Reisen meines Lebens. Sarah und ich kannten uns vorher noch nicht so gut, aber es war mit ihr als würde ich sie schon seit Ewigkeiten kennen. Für uns beide war es beruhigend nicht alleine in die USA fliegen zu müssen und es war gut gemeinsam in den American Lifestyle hereinzufinden. Ein wichtiges Erkenntnis bisher war, dass das Leitungswasser in New York zwar trinkbar ist, aber nur wenn man nicht dran riecht, da es sonst zu stark nach Schwimmbad riecht.

Wir konnten uns zu zweit erstmal in den USA sammeln und nun geht es für uns beide getrennt weiter zu unseren eigenen Abenteuern. 6 Stunden Flug nach Phoenix und anschließend 3 Stunden Shuttle nach Flagstaff. NAU - here I come!

An dieser Stelle Danke Sarah für die letzten Tage! :)

Nebraska Wesleyan University, USA

Maren

Maren sitzt auf einer bunten Treppe © Maren T.​/​Privat

Die USA entdecken

Mein Auslandssemester in den USA wird viele Erfahrungen für mich bereithalten. Ich freue mich auf die Zeit, weil ich das Collegeleben in allen Facetten kennenlernen darf. Neben neuen Impulsen für mein Studium freue ich mich natürlich auf das Land und die Menschen, denn die kulturellen und persönlichen Erfahrungen sind die für mich die wertvollsten.

Studiengang: Lehramt für Musik und Deutsch

Austauschprogramm: ISEP-Austausch

Vor zwei Wochen hätte ich mir das nicht träumen lassen. Aber so geht es wohl momentan sehr vielen. Ich bin unbeschwert in meine Ferien gestartet. In der Sonne Floridas konnte ich sowohl für die Sommersaison trainieren als auch eine unfassbare Natur in den Everglades bestaunen. Von da aus ging es weiter nach New York. Dort habe ich mich mit einer Freundin aus Deutschland getroffen. Die Stadt ist wirklich verrückt. Aber auch genauso schön. Die ersten Tagen konnten wir noch richtig genießen mit Central Park, Natural History Museum, Rockefeller Center, Staten Island etc. Das volle Touri-Programm. New York City ist wirklich eine Reise wert und lege ich daher jedem ans Herzen. Als der Einreisestopp verhängt wurde hat sich alles sehr rasant entwickelt. Die letzten zwei Tage habe ich dann allein in NYC verbracht. Es war trotzdem ein total schöner Urlaub, aber jetzt bin ich zurück in der Realität angekommen.

Wir haben schon vor den Ferien immer die Nachrichten zu Corona verfolgt, aber in Nebraska, der selbstklärten Mitte im Nirgendwo, haben wir uns alle sehr sicher gefühlt. Die japanischen Studenten hatten zwischenzeitlich Sorge, dass sie im Mai nicht zurück nach Japan einreisen könnten, doch wir wurden eines Besseren belehrt. Die Entwicklungen waren sehr schnell und haben mich damit auch ziemlich überrumpelt. Ich bin für eine Woche in die Ferien gefahren und zuerst wurde ich von meiner Uni informiert, dass am Montag definitiv das Semester weitergehen würde. Doch bereits zwei Tage später wurde diese Aussage revidiert und unser Semester auf reine Online-Veranstaltungen umgestellt. Was das genau bedeutet stellt sich nun erst nach und nach raus. Aber Chorproben und Sportkurse werden so nahezu nicht umsetzbar sein. Zusätzlich hat unsere Uni für alle Studierenden, die auf den Campus bleiben, strenge Maßnahmen und Regeln aufgestellt. In der Mensa haben wir mit Plastikbesteck an Einzeltischen essen müssen und in unseren Gemeinschaftsküchen durften wir den Herd nicht mehr benutzen. Auch gab es keine Möglichkeit mehr in Gemeinschaftsräumen zusammen zu sitzen. Zugegebenermaßen ist es natürlich gut, dass die Uni umfangreiche präventive Maßnahmen ergreift, jedoch waren einige Maßnahmen, wie das Verbot einen Herd zu benutzen und Plastikbesteck anstelle von normalem Besteck für mich nicht nachzuvollziehen. Zuerst wollte ich in Lincoln bleiben, weil die Hoffnung auf eine Besserung natürlich da war, doch mit Absage der Graduation für den Abschlussjahrgang wurde mir klar, dass es in meinen letzten zwei Monaten keine Besserung geben wird. Es war sehr bitter nach der Hälfte des Semesters abreisen zu müssen. Die ersten acht Wochen meines Semesters waren unfassbar schön und umso schwerer ist es jetzt all das nicht mehr zu haben. Kein Leichtathletikteam, keine Veranstaltungen, keine Theateraufführungen. Durch die Ferien unmittelbar vorher und die drängende Zeit konnte ich mich auch nicht von allen Freunden und erst recht nicht von meinen Professoren verabschieden. Alles was ein Auslandssemester ausmacht und diese Einmaligkeit im Leben sind zerplatzt wie eine Seifenblase. Aber das zeigt natürlich auch wie wertvoll es ist was wir haben und natürlich ist es wichtig die Gesellschaft und Gesundheit von jedem zu schützen. Und das Gefühl zuhause zu sein, bei der eigenen Familie und einem Gesundheitssystem, das man kennt, dem man vertraut ist und das einen bedingungslos versorgt, gibt ein großes Stück Sicherheit. Meine Entscheidung nach Hause zu fliegen war die richtige, wenn auch keine schöne.

Die amerikanischen Universitäten unterscheiden sich zu den deutschen vor allem darin, dass man jede Menge Hausaufgaben machen muss und diese jedes Mal bewertet werden. Ich habe durch meine Sportkurse zum Glück nicht so einen hohen Arbeitsaufwand, aber viele meiner Freunde sind ständig am Studieren. Gerade kurz vor Spring-Break stehen in vielen Kursen Mid-Terms an und da steigt der Stresspegel schnell. Die Kurse an sich unterscheiden sich bei mir vor allem in der Länge und Häufigkeit. Ein Kurs dauert normalerweise 50 Minuten, findet dafür aber mehrmals die Woche statt. Den größten Unterschied merke ich in meiner Education class. Der Fokus liegt weniger auf der Wissenschaft als viel mehr auf persönlichen Erfahrungen. Es geht also nicht nur um das Erlernen von neuen wissenschaftlichen Fakten, sondern auch um die Weiterentwicklung der eigenen Lehrerpersönlichkeit. An die Ansprache unseres Professors musste ich mich tatsächlich etwas gewöhnen. Ich würde die Amerikaner als emotionale Menschen bezeichnen, die eine Verbindung spüren wollen und vollkommen in ihrer Sache aufgehen. Meine deutsche Sachlichkeit hat da manchmal Probleme mitzukommen. Nichtsdestotrotz nehme ich diese Erfahrungen als sehr positiv war und bin dankbar ein Teil der P-Wolves sein zu dürfen. Die P-Wolves (Der Prairie Wolve ist das Maskottchen der NWU) sind wirklich eine Familie und die Uni tut viel, damit sich jeder aufgenommen fühlt. An den Wochenenden versuche ich immer etwas zu unternehmen. Lincoln ist natürlich keine Weltmetropole, trotzdem kann man eine schöne Zeit haben. In Deutschland bin ich immer unterwegs und so ist die Zeit hier tatsächlich auch ein bisschen entschleunigend. Die Wochenenden sind trotzdem zu kurz. Ich glaube das wird sich nirgends ändern. Manchmal ist es schwierig alle Freunde zu motivieren, weil viele Hausaufgaben machen müssen oder arbeiten. Aber meistens findet man jemanden mit dem man im Pool schwimmen oder eine Runde laufen gehen kann. In den letzten Wochen fanden auch immer wieder Basketballspiele statt und das Team der NWU konnte tatsächlich die Liga gewinnen! Die Stimmung war mit Live-Band und Cheerleadern fast so gut wie im Westfalenstadion. Die Spiele anzuschauen hat mir sehr viel Spaß gemacht, und das wird definitiv eine Sache sein, die ich in den nächsten Wochen vermissen werde. In Deutschland werde ich aber definitiv mal zu dem ein oder anderen Spiel gehen. Neben Sportveranstaltungen gibt es aber gerade an der NWU auch ein breites kulturelles Programm. Die Uni ist bekannt für ihre Theaterstudiengänge und so konnte ich schon zwei Theateraufführungen und auch das Musical „American Idiot“ genießen.

Trotz dessen das ich irgendwo im nirgendwo bin, gibt es viele tolle Erlebnisse. Und nächste Woche habe ich Spring Break und damit geht es ab nach New York City.

Da ich auch in Deutschland Leichtathletik mache, habe ich mich für das Team hier an der NWU beworben. Nach einigem Papierkram und einem Arztcheck darf ich nun mittrainieren. Ich bin in der Gruppe der Mittel- und Langstreckenläufer unterwegs. Wir laufen nahezu täglich bei Wind und Wetter draußen, was natürlich manchmal einige Kleidungsschichten erfordert, allerdings sehe ich so tatsächlich viel von der Umgebung. Das Sportsystem in den USA ist ganz anders als in Deutschland. Die Unis haben eigene Sportmannschaften und sind in einzelnen Ligen organisiert. Die NWU ist mit ihren Mannschaften Teil der American Rivers Conference und obwohl Leichtathletik eigentlich ein Individualsport ist, fährt man als Team zu Wettkämpfen und tritt gegen andere Schulen an. Auch das Training ist im Alltag an der Uni integriert und so kann ich zum Beispiel in einem Fitnesskurs mein Krafttraining absolvieren. Tatsächlich waren wir am letzten Wochenende in Iowa und ich bin meine erste Meile im Wettkampf gelaufen. Für alle, die nicht wissen, was eine Meile ist, es sind exakt 1609m. Das ich nochmal einen Wettkampf laufen würde, hätte ich tatsächlich nicht gedacht. Aber es war eine tolle Erfahrung und natürlich hoffe ich, bei den nächsten Wettkämpfen noch ein bisschen schneller zu sein. Die Stimmung auf den Wettkämpfen ist super, das gesamte Team feuert die startenden Athleten mit vollem Elan an und so läuft man nochmal ein bisschen schneller für sein Team. Nach einem langen Wettkampftag konnten wir in der Frauen- und Männerwertung den Sieg mit auf die 4 stündige Fahrt nach Hause nehmen.

Die ersten Wochen in Amerika sind rum und ich würde behaupten, dass ich mich sehr gut eingelebt habe. Mein Stundenplan ist mir mittlerweile vertraut und es ist langsam ein Alltag eingekehrt. Der Campus der NWU ist natürlich nicht so groß wie in Dortmund, trotzdem braucht es einige Zeit, bis man alle Gebäude mit Namen kennt. Ich konnte auch schon ein wenig die Umgebung erkunden. Auch wenn das Wetter hier tatsächlich sehr launisch ist. Nach viel Schnee und Temperaturen bis -20 Grad kommt aber immer mal wieder die Sonne raus. Tatsächlich ist das System mit Fahrenheit sehr verwirrend, denn an einem Tag meinte ein Freund es wird morgen Minusgrade geben und ich dachte erst, es hat schon die ganze Woche unter Nullgrad, wie kann es morgen schlimmer werden. Dabei hat er natürlich von Fahrenheit gesprochen. Auch Längenangaben wie Meilen und Inches lösen eher einen Knoten in meinem Kopf aus. Generell habe ich durch den Club des International Office viel Kontakt mit den anderen  Austauschstudierenden aus aller Welt und einigen Amerikanern, wir unternehemen oft an den Wochenenden gemeinsam etwas (z.B. Schlittschuhlaufen). Aber auch die anderen Clubs der NWU veranstalten immer wieder Events auf dem Campus. So waren wir diese Woche unter anderem bei einem Escape-Room Spiel, was wirklich sehr viel Spaß gemacht hat und eine tolle Abendveranstaltung war. Und einmal die Woche spreche ich hier auch Deutsch, denn die Uni bietet Deutsch als Studienfach an. Jeden Freitagnachmittag findet in einem nahegelegenen Café eine Kaffeestunde für Studenten, Professoren, Ehemaligen und Freunde der Universität statt. In einem ungezwungenen Rahmen wird dann über vieles gequatscht. Das macht wirklich sehr viel Spaß. Einige meiner Freunde wohnen nicht in einem der Wohnheime, sondern abseits des Campus. Für den Superbowl, welcher hier in Amerika wohl das Sportevent des Jahres ist, hat mich mein I-Pal zu sich nach Hause eingeladen. In allen Kategorien ist der Superbowl ein Superlativ und durch und durch amerikanisch. Dieses Jahr standen die Kansas City Chiefs im Finale und mein I-Pal Maggie und ihre Familie sind Chiefs Fans und seit meiner Ankunft bin ich natürlich auch Fan der Mannschaft. Bereits mittags hat sich die ganze Familie getroffen und jede Menge Essen zu bereitet, dabei viel gequatscht und nebenbei den Spielvorbericht geschaut. Es war eine sehr schöne und familiäre Atmosphäre und ich habe mich direkt wohl gefühlt. Die Amerikaner sind generell sehr gastfreundlich und immer bemüht, dass es einem gut geht. Es wurde auch extra drauf geachtet, dass es genügend vegetarisches Essen für mich gibt, was in Amerika durchaus nicht immer leicht ist. Die Köche in der Mensa kennen mich tatsächlich auch schon, weil ich das Gericht immer ohne Fleisch haben möchte. Der Superbowl war dann tatsächlich sehr spannend, doch nachdem die Chiefs nach 50 Jahren endlich wieder einen Titel gewinnen konnten, haben wir noch ein Feuerwerk auf der Straße angezündet.

GO CHIEFS!

Nach über einem Jahr Vorbereitung mit Anträgen, Schriftkram und unzähligen Emails wurde es im Dezember langsam ernst. Die Aufregung hielt sich bei mir aber sehr in Grenzen. Ich war viel zu sehr mit meiner Packliste beschäftigt und wie ich alle meine Lieblingspullis und noch ein extra Paar Schuhe in meinen Koffer kriegen könnte. Ich habe mir in den Weihnachtsferien oft diese magische Handtasche von Hermine gewünscht… Meine letzte Woche in Deutschland verging dann wie im Flug. Neben Uniseminaren und den letzten Studienleistungen hatte ich jeden Tag drei Verabredungen, um sich noch ein letztes Mal zu sehen, um sich dann wiederum per Zufall noch mindestens einmal über den Weg zu laufen. Vielleicht wisst ihr was ich meine… Außerdem war mein Koffer immer noch nicht fertig. Hier mein erster Tipp: Bereitet euch gut vor, plant was ihr braucht und besorgt die Sachen rechtzeitig. Das ist natürlich abhängig von eurem Ziel, aber so wird sich auch eure Aufregung in Grenzen halten und ihr könnt einen klaren Kopf behalten. Und macht nicht alles auf den letzten Drücker, denn wir wissen alle, dass „mal eben schnell“ eine Lüge ist

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