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"Deutschland hat mir geholfen, meine Karriere zu starten"

­­Sina Sharif Mansouri aus dem Iran studierte von 2012 bis 2014 im englischsprachigen Masterstudiengang "Automation and Robotics" an der TU Dortmund. In diesem Interview spricht er über seine Zeit an der TU Dortmund, warum die Bibliothek sein Lieblingsort auf dem Campus ist und wie das Studium in Dortmund sein Leben verändert hat.

Dieses Interview wurde auf Englisch durchgeführt und hier ins Deutsche übersetzt. Die Orginal-Version finden Sie auf unseren englischsprachigen Alumni-Seiten.

 

Wie hat Ihr Studium Ihr Leben und Ihren beruflichen Werdegang geprägt?

Nachdem ich meinen Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik in Teheran, Iran, gemacht hatte, bewarb ich mich 2012 für meinen Master-Studiengang. Ich bekam Angebote aus Deutschland, Norwegen, den USA und Italien und entschied mich dann, nach Deutschland zu kommen, weil es führende Industrienation mit weltweit erfolgreichen Unternehmen ist. An der TU Dortmund habe ich "Automation and Robotics" studiert und mochte besonders die Kurse von Prof. Sebastian Engell und Prof. Frank Hoffmann. Ich denke, Deutschland war ein Auslöser, ein Ort, der mir geholfen hat, meine Karriere in Gang zu bringen. Im November 2021 habe ich meine Stelle als Forschungs- und Entwicklungsingenieur bei Scania angetreten und arbeite an autonomen Lösungen für Scania-Lkw und -Busse. Ich glaube nicht, dass ich dieselben Möglichkeiten gehabt hätte, wenn ich woanders studiert hätte.  

Darüber hinaus war der Aufenthalt in Dortmund meine erste multikulturelle Erfahrung, und ich lernte verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen kennen. Ich habe viele Freunde gefunden, mit denen ich immer noch in Kontakt stehe, und es macht Spaß zu sehen, wie die Karrieren der verschiedenen Menschen verlaufen.

Während meiner Zeit in Dortmund hat sich auch mein Leben verändert, denn ich habe meine zukünftige Frau kennen gelernt. Sie hat 2013 ihren Masterstudiengang in Dortmund begonnen und seitdem sind wir zusammen. Wir sind jetzt seit über zwei Jahren verheiratet und unser Kind ist jetzt ein Jahr alt.

Haben Sie noch Verbindungen zu Dortmund?

Nachdem ich 2014 meinen Master abgeschlossen hatte, zog ich nach Schweden, um meine Promotion zu beginnen. Zwei Jahre später nahm ich am Internationalen Alumni-Treffen der TU Dortmund für Absolventen der Studiengänge "Process Systems Engineering" und "Automation and Robotics" teil, wo ich Freunde und unsere Professoren traf. Bei dem Treffen habe ich viele andere Absolventen wiedergetroffen, vor allem auf beruflicher Ebene. Es war schön zu sehen, dass einige von ihnen in ganz ähnlichen Bereichen tätig sind. Es gab auch unterstützende Networking-Veranstaltungen - und obwohl ich während meines Studiums nie die Gelegenheit hatte, das BVB-Stadion zu besuchen, habe ich es bei diesem Treffen endlich geschafft, dorthin zu gehen. 

Was hat Sie zu Beginn Ihres Studiums überrascht oder war völlig unerwartet?

Etwas, das ich in dieser Zeit gelernt habe und das mir immer noch im Gedächtnis geblieben ist, ist, auf Details zu achten - vor allem bei Präsentationen, denn meine Professoren bemerkten selbst die kleinsten Fehler. Außerdem war ich überrascht, dass die Kurse sehr auf die Anforderungen der Industrie abgestimmt sind.

Es war eine neue Erfahrung, Gruppenprojekte mit etwa zehn Leuten durchzuführen. Im Iran haben wir zwar auch in Gruppen gearbeitet, aber nur mit zwei bis drei Studierenden. Daher habe ich viel über die Zusammenarbeit in kleineren Unterteams, aber auch in einer größeren Gruppe gelernt.

Eine Sache, die mir schwer fiel, waren die deutschen Prüfungen, weil die Zeit begrenzt war, was an meiner vorherigen Universität nicht der Fall war. In Deutschland muss man sich gut vorbereiten und die Aufgaben in kurzer Zeit lösen, sonst kann man die Prüfung nicht bestehen.

Haben Sie eine besondere Erinnerung an Ihre Zeit an der Universität?

Mit meinen alten Freunden spreche ich sehr gerne über unser Ritual, in der Pause in die Cafeteria zu gehen - manchmal mit etwa zehn Leuten. Wir haben dort unseren Kaffee getrunken, uns entspannt und eine Viertelstunde lang nicht über das Studium gesprochen.

Welches ist oder war Ihr Lieblingsort auf dem Campus und warum?

Ich glaube, mein Lieblingsort war die Bibliothek, weil es dort ruhig war und man sich konzentrieren konnte. Wir gingen immer dorthin, um zu lernen; für kurze Pausen und für Diskussionen gingen wir in den ersten Stock, stellten unsere Laptops in die Schließfächer und setzten uns an die runden Tische in der Nähe des Eingangs - das war lustig. Zum Plaudern und Pizzaessen haben wir auch gerne das Sonnendeck (heute: Food Fakultät) genutzt. Insgesamt denke ich, dass ich und meine Freunde viel Zeit in der Bibliothek verbracht haben.

Was wäre Ihr ultimativer Tipp für die neuen Studierenden von heute?

Ich denke, der ultimative Ratschlag ist, so gut wie möglich Deutsch zu lernen. Es ist nicht nur so, dass das Leben leichter wird, sondern es öffnet einem am Ende des Tages auch mehr Türen, weil man mehr Kontakte knüpfen kann. Als Student kann man viel leichter Sprachen lernen als während des Arbeitslebens, weil man viel flexibler ist, was den Zeitplan und die Zeiteinteilung angeht - wenn man einen Job hat, ist es viel schwieriger, Zeit für Sprachen zu finden.

Eine andere Sache ist die Unterkunft: Als ich im Iran war, wollte ich eine Ein-Zimmer-Wohnung haben und meine Privatsphäre haben. In Dortmund wohnte ich in einem Haus mit drei anderen Leuten, was mir anfangs nicht gefiel - aber letztendlich war es eine gute Sache, denn ich habe mich mit meinen Mitbewohnern angefreundet, sie haben mir neue Dinge beigebracht und manchmal haben wir stundenlang geredet

Außerdem sollte man das Bildungssystem genießen und ihm vertrauen, sich für einen Weg entscheiden (bei mir war es "Automation and Robotics") und ihm folgen.

Vielen Dank für das Interview!


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