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Auf der Suche nach Praxiserfahrung

Praktika für internationale Studierende

Mit einem Praktikum können Sie während des Studiums erste Berufserfahrungen sammeln und potenzielle Tätigkeitsfelder und Arbeitgeber*innen kennenlernen. Die gesammelten Praxiserfahrungen und die erlernten Kompetenzen können die berufliche Orientierung und oftmals auch den Berufseinstieg erleichtern.

Gut zu wissen: Formale Voraussetzungen und Regelungen

Bei freiwilligen Praktika werden die Ziele, Inhalte und die Dauer in Absprache mit dem jeweiligen Praktikumsgeber festgelegt. Es gibt keine besonderen Vorgaben durch die Hochschule.

Rechtliche Voraussetzungen:
Für freiwillige Praktika gelten die gleichen rechtlichen Bestimmungen wie für studentische Nebenjobs. Wer nicht aus der Europäischen Union (EU) oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) stammt, darf insgesamt 140 ganze Tage bzw. 280 halbe Tage im Jahr arbeiten (seit 01.03.2024). Das ist im (Zusatzblatt zum) Aufenthaltstitel vermerkt. Das Praktikum zählt als reguläre Arbeit, auch wenn es unbezahlt ist. Wenn die Anzahl der genannten Tage überschritten wird, ist für das Praktikum eine Erlaubnis der Ausländerbehörde und der Agentur für Arbeit nötig. Ausgenommen von dieser Regel sind Pflichtpraktika.

Bitte informieren Sie sich frühzeitig bei der lokalen Ausländerbehörde und der Agentur für Arbeit. Weitere Informationen zu den rechtlichen Bestimmungen für studentische Nebenjobs finden Sie hier.

In vielen Studiengängen sind Praktika während des Studiums Pflicht. Ob es in einem Studiengang ein Pflichtpraktikum gibt, und welche Kriterien zur Anerkennung erfüllt werden müssen, kann der Prüfungs-/ Studienordnung oder dem Modulhandbuch des jeweiligen Studienganges entnommen werden.

Pflichtpraktika (sowohl vergütet als auch nicht vergütet), die vorgeschriebener Bestandteil des Studiums sind, brauchen keine Zustimmung der Ausländerbehörde und der Agentur für Arbeit. Dasselbe gilt auch für die Anfertigung von Abschlussarbeiten im Unternehmen. Die zustimmungsfreien 140 ganzen bzw. 280 halben Arbeitstage werden davon nicht beeinträchtigt und können zusätzlich in Anspruch genommen werden.

Hinweis: Auch für Studierende gilt der gesetzliche Mindestlohn. Er gilt nicht
für Pflichtpraktika und Praktika, die weniger als drei Monate dauern.

Studienfachbezogene Praktika internationaler Studierender dürfen in Deutschland bis zu 12 Monate dauern. Diese 12 Monate müssen nicht am Stück abgeleistet werden, sondern können gesplittet und über die gesamte Studiendauer verteilt werden.

Wenn Studierende aus EU-/EWR-Staaten/der Schweiz in Deutschland einen studentischen Nebenjob oder ein bezahltes Praktikum absolvieren, müssen sie sich über eine deutsche Krankenversicherung versichern. Die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) gilt dann nicht mehr. Hiervon gibt es nur selten Ausnahmen – weitere Informationen gibt es bei der Krankenkasse.

Interview

Aus Unternehmensperspektive: Praktika in Deutschland

Wie finde ich eine Praktikumsstelle und was sollte ich in dem Prozess beachten? Was wird von mir als Praktikant*in erwartet, wenn ich in einem Unternehmen anfange? Diese und weitere Fragen haben wir Jasmin Hein, Personalleiterin bei den „Netzwerkpartnern“ gestellt.

Lesen Sie in diesem Interview, was Sie aus Unternehmenssicht beachten sollten, um Ihr Praktikum bestmöglich zu gestalten:

Porträt von Jasmin Hein © Jasmin Hein​/​Die Netzwerkpartner

Welche Tipps würden Sie einem Studierenden geben, der oder die während des Studiums einen Praktikumsplatz in einem Unternehmen sucht?

Jasmin Hein: Zunächst ist es so, dass Praktikumsstellen ganz häufig nicht ausgeschrieben sind – das heißt aber nicht, dass Praktika in diesen Unternehmen nicht möglich sind. Mein Tipp wäre, nach Ausschreibungen für Werkstudententätigkeiten zu suchen, da sich die Tätigkeiten häufig von den thematischen Schwerpunkten her ähneln. Darüber hinaus ist es absolut üblich, dass man sich für ein Praktikum initiativ, also ohne Bezug zu einer Ausschreibung, bewirbt.

Wenn ich mich für eine Praktikumsstelle bewerben will: Wie sollte ich die Kontaktaufnahme am besten gestalten?

JH: Am besten geht man auf die Webseite des Unternehmens und sucht auf den Karriere- oder Personalbereichsseiten nach den richtigen Ansprechpersonen. Ich persönlich finde es vorteilhaft, wenn man mit den Interessenten direkt über den persönlichen Austausch in den Dialog kommt. Gleichzeitig ist jeder Kommunikationsweg – ob telefonisch oder per Mail – bei uns herzlich willkommen.

Wenn man den Weg über die E-Mail wählt, wäre es wichtig, dass man nur eine Person anschreibt: Wenn ich auf der Webseite vier Kolleg*innen im Human Ressource-Team finde, sollte ich mir eine passende Person heraussuchen, die ich kontaktiere, und nicht dieselbe Mail an viele oder alle Teammitglieder schicken. Bei Funktionsadressen (wie personal@...) reicht es auch, wenn man nur diese nutzt, da es dann intern bearbeitet wird.

Außerdem ist es normal, dass man auf E-Mails nicht direkt innerhalb von 24 Stunden ein Feedback bekommt. Es hinterlässt keinen guten Eindruck, wenn man wenige Stunden nach dem Versenden einer Mail nachhakt. Als groben Richtwert kann man festhalten, dass es vollkommen okay ist, sich zu melden, wenn man drei Tage nichts gehört hat.

Welche Unterlagen sollte ich mitschicken?

JH: Ein kurzer Lebenslauf – also eine Seite – mit den wichtigsten Stationen reicht aus. Wenn man sich als Praktikant*in bewirbt, ist ein klassisches Motivationsschreiben nicht mehr erforderlich – wenn man allerdings herausstechen und die eigenen Chancen verbessern möchte, kommt es gut an, wenn man eine Beziehung zum Unternehmen herstellen kann, also begründet, warum gerade unser Unternehmen für die Studierenden interessant ist. In unserem Fall wäre dies zum Beispiel der Kontakt zu Stadtwerken.

Zeugnisse müssen nicht mitgeschickt werden, man kann sie aber anfügen, wenn sich eine bestimmte Qualifikation für das Praktikum anbietet. Die Zeugnisse sollten dann aber auf Deutsch oder Englisch verfasst sein.

Ein Foto ist zwar heutzutage kein Muss mehr, aber wir haben auf unserer Webseite auch unsere Porträts eingestellt, da wir ja als Menschen miteinander arbeiten. Wenn man sich dazu entscheidet, ein Foto mitzuschicken, sollte dies unbedingt seriös sein und keines aus dem Urlaub oder ähnliches.

Außerdem sollten Sprachkenntnisse angegeben werden – hier sollte man unbedingt ehrlich sein. Das Deutschniveau muss nicht perfekt sein, nur ist es im Mittelstand häufig eher schwierig, Praktikant*innen zu integrieren, die gar keine Deutschkenntnisse haben. Auch sollten die Kontaktdaten aktuell sein, damit wir die Kandidat*innen auch erreichen können.

Angenommen, ich möchte ein mehrwöchiges Praktikum bei den Netzwerkpartnern machen: Welchen zeitlichen Vorlauf für die Bewerbung sollte ich einplanen?

JH: Es reicht aus, wenn man sich ein bis zwei Monate vorher bewirbt. Hier ist es auch sinnvoll, in den Unterlagen anzugeben, wann das Praktikum idealerwiese beginnen und welchen Zeitraum es umfassen soll.

Welche Rolle habe ich als Praktikant*in?

JH: Man kann als Praktikant*in erwarten, dass man die Arbeitsabläufe und den Unternehmensalltag gut kennenlernt. Inhaltlich ist dies mit dem Spektrum bei einer Werkstudententätigkeit vergleichbar. In unserem Unternehmen haben die Werkstudentinnen und -studenten und die Praktikant*innen zum Beispiel Aufgaben im Bereich der Contentpflege im Back-End, sie führen Recherchetätigkeiten durch und sind in Projekte zu unterschiedlichen Themen in der Energiewirtschaft eingebunden. Dadurch bekommen sie einen guten Einblick in den Arbeitsalltag der Kolleginnen und Kollegen.

Am Ende bekommt man ein Praktikumszeugnis, in dem die Tätigkeiten zusammengefasst dargestellt werden. Wenn einem ein bestimmter Arbeitsbereich wichtig war – zum Beispiel der Umgang mit einer Software – kann man auch nachfragen, ob dies mit in das Zeugnis aufgenommen wird. 

Was sind Ihre Erwartungen an Praktikant*innen?

JH: Dies sind vor allem persönliche Eigenschaften, wie ein aufgeschlossenes und kommunikationsstarkes Auftreten. Es ist auch positiv, wenn eine digitale Affinität und eine gewisse Offenheit für die Kultur in unserem Unternehmen bestehen, z.B. was das Duzen angeht. Wenn dann noch eine Hands-on-Mentalität und Hilfsbereitschaft gezeigt werden, passen die Praktikant*innen schon sehr gut zu uns.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Bitte beachten Sie, dass die Aufzählung der Anlaufstellen nur eine beispielhafte Auswahl darstellt und keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.

Praktikums-Porträt

Ein Präsenzpraktikum während der Pandemie

Eleonora S. war Studentin der Ruhr-Universität Bochum und gleichzeitig wissenschaftliche Hilfskraft an der TU Dortmund. In diesem Beitrag berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen während Ihres fünfmonatigen Präsenzpraktikums 2021 absolviert zu haben.

Wo hast Du Dein Praktikum absolviert?

In einem weltweit vertretenen Kulturinstitut, dem Goethe-Institut, in Budapest, Ungarn.

Portrait Eleonora Soos mit Bildunterschrift: Praktikum © Eleonora S.​/​Goethe-Institut

Warum hast Du Dich für genau dieses Praktikum entschieden?

Ich habe mich freiwillig dafür entschieden mein Pflichtpraktikum im Ausland zu absolvieren, was die Praktikumsdauer verlängert hat, damit ich mich in dieser Zeit beruflich bestmöglich weiterentwickeln kann. Fünf Monaten lang habe ich dort 40 Stunden pro Woche gearbeitet. Dieser Arbeitsrhythmus hat mir dabei geholfen, mir vorzustellen, wie das Berufsleben in der nahen Zukunft aussehen könnte.

Wie hast Du die Praktikumsstelle gefunden? Hast Du Dich besonders auf die Bewerbung vorbereitet?

Ich habe mich beim stellenwerk Dortmund zu einem Bewerbungsunterlagen-Check angemeldet.  Dort habe ich nicht nur die Chance gehabt, meine Bewerbungsunterlagen prüfen zu lassen, sondern ich habe auch sehr viele praktische Tipps und Informationen von der zuständigen Ansprechpartnerin erhalten. Durch den Input des stellenwerks Dortmund habe ich meine Entscheidung leichter und zielorientierter treffen können und mich gut vorbereitet bei dem Kulturinstitut beworben.

Inwiefern hat die Pandemie Dein Praktikum beeinflusst? Gab es Einschränkungen?

Mein Praktikum fing im Herbst 2021 Jahres an.  Anfangs habe ich vor Ort im Institut gearbeitet, aber einhergehend mit der Verschlechterung der Covid-Lage, hat man immer häufiger im Homeoffice gearbeitet. Mithilfe verschiedener wöchentlicher Online-Meetings konnte man den Kontakt und die angenehme Arbeitsatmosphäre jedoch gut aufrechterhalten.

Was nimmst Du aus Deinem Praktikum mit?

Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, dass wir uns mit unserem Mitmenschen austauschen und miteinander interagieren können. Nach circa eineinhalb Jahren Arbeit im Homeoffice, habe ich es nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei meinen Kolleg*innen im Institut gemerkt, dass Begegnungen in Präsenz stärker wertgeschätzt wurden. Für mich war die anfängliche Arbeit vor Ort im Büro eine große Motivation und Erfrischung.

Aber die wichtigste Erkenntnis ist, dass man heutzutage auch über digitale Kanäle und Online-Meetings gut miteinander arbeiten, einander kennenlernen und sogar Freundschaften knüpfen kann. Auch digitale Arbeit macht es möglich –beruflich sowie privat– zu wachsen, sich entwickeln und von den Kolleg*innen zu lernen.

Vielen lieben Dank, Eleonora!